Die Geschichte einer Freundin

Austausch über gemachte Bezness-Erfahrungen in diesem Land

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JustListen
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Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von JustListen » 06.09.2020, 10:55

Hallo,

ich würde euch heute gerne die Geschichte einer Freundin erzählen. Sie ist selber nicht im Forum angemeldet, hat aber zugestimmt, dass ich ihre Geschichte einstelle.

Meine Freundin H. hat ihren Ägypter I. 2018 das erste Mal während eines Urlaubs getroffen. Sie haben sich öfters unverbindlich unterhalten, aber sonst ist nichts weiter passiert. Sie haben auch keine Kontaktdaten ausgetauscht.

Im Jahr 2019 war H. erneut in Ägypten und hat I. zufällig wiedergetroffen. I. hat sich sehr gefreut sie wiederzusehen und ist extrem in die Offensive gegangen. Meine Freundin erlag seinem Charme und hat sich auf ihn eingelassen.
In den folgenden Monaten hat I. das ganze typische Bezzi-Programm abgespielt: Geld- und Geschenkforderungen, Krankheiten und Todesfälle in der Familie, unermüdliche Liebesbekundungen, Wunsch nach schneller Hochzeit, Druck auf meine Freundin ausüben, ständige Kontrolle seinerseits etc.
Meine Freundin H. stand völlig unter seiner Fuchtel und hat ihn alle 2 Monate besucht - immer im Glauben, dass ihr Ägypter ganz anders ist und nur gute Absichten hat.

In diesem Sommer fing die Fassade an zu böckeln, weil H. und I. sich sehr viel gestritten haben (hauptsächlich wegen seiner Geldforderungen). H. wurde skeptisch und fing an Nachforschungen zu betreiben. H. ist dann auf eine andere deutsche Frau gestoßen, die ebenfalls mit I. zusammen ist. Meine Freundin H. hat sofort den Kontakt zu ihrem Ägypter abgebrochen und ihn auf allen Kanälen blockiert.

Darüber hinaus hat H. Kontakt zu der anderen deutschen Frau aufgenommen.
Glücklicherweise war diese andere Frau sehr offen und gesprächsbereit. Es hat sich herausgestellt, dass diese andere Frau die Verlobte von I. ist und die Hochzeit für diesen Herbst geplant war (die Papiere sind bereits alle vorbereitet und liegen im Konsulat). Sie sind seit 2018 verblobt. Die Verlobte war sehr dankbar dafür, dass H. Kontakt zu ihr aufgenommen hat und hat berichtet, dass I. nie wirklich treu gewesen ist. Die Verlobte hat bereits des Öfteren Chatverläufe mit anderen Frauen gefunden oder herausgefunden, dass er auf Datingplattformen aktiv ist. Über eine andere "reale" Frau wusste die Verlobte bisher nichts. Sie ist sehr verletzt.
Meine Freundin H. und die Verlobte haben dann das letzte Jahr Revue passieren lassen und es hat sich herausgestellt, dass I. fast über alles gelogen hat. Sowohl über Krankheiten und Todesfälle als auch über seinen Aufenthaltsort. Außerdem hat er die Wiederkehr der Frauen immer so getaktet, dass sie nie zum selben Zeitpunkt vor Ort waren. Er nutzte auch ein Zweithandy, um die Frauen "besser" voneinander zu trennen /auseinander zu halten.

Meiner Freundin H. geht es heute gut. Sie ist nach wie vor sehr geschockt, dass sie auf einen Betrüger hereingefallen ist und ist sprachlos über die Manipulationsfähigkeit dieser Männer.
Die Verlobte überlegt noch, ob sie dem Ägypter verzeiht.

Ich finde die Geschichte erzählenswert, weil meine Freundin H. den Mut hatte Kontakt zu der anderen Frau aufzunehmen (diesen Mut hatte ich damals bei meiner eigenen Geschichte nicht) und weil die Verlobte ein offenes Ohr hatte und dankbar war, dass H. sie angesprochen hat.
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Cimmone
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Cimmone » 06.09.2020, 11:53

Danke, Just Listen für die Geschichte Deiner Freundin.
Es ist schön zu lesen, dass es ihr heute gut geht.
Mit der Verlobten hat sie aber Glück gehabt, dass diese offen und gesprächsbereit war - auch wenn sie versucht ist, dem Ägypter zu verzeihen.
So hat wenigstens Deine Freundin etwas von diesem Kontakt, nämlich Klarheit.
"Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht." Kurt Tucholsky

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gadi
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von gadi » 06.09.2020, 12:02

Die "Verlobte" überlegt, dem Unguten zu verzeihen. Hoffentlich entscheidet sie sich dagegen. Ich fürchte nicht, denn sie hat ja bisher akzeptiert, dass er nie so richtig treu war. Wie schade, die arme Frau.
Danke JustListen, für diese Geschichte deiner Freundin. Alles Gute für sie!
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Corinna
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Corinna » 06.09.2020, 12:25

Hallo Just Listen,

danke für Deinen Thread.

Vielleicht kann Deine Freundin ja der Verlobten den Link von 1001 Geschichte übermitteln. Natürlich ist es möglich, daß die Verlobte in ihrem "Verzeih - Modus" nichts haben will, was sie aus diesem Modus herausholt. Und wahrscheinlich ahnt sie auch, daß die Geschichten hier zu lesen noch mehr Realität in ihr Leben bringt. Deswegen kann so ein Link unerwünscht sein.

Ich würde es auf jeden Fall versuchen, schon um mir zu sagen, daß ich es wenigstens versucht habe jemand vor einem schlimmen Verlauf zu bewahren. Entscheiden wird die Verlobte und diese Entscheidung hat sie so oder so selbst zu tätigen und selbst zu verantworten.

War so eine Idee, was ich machen würde.

Schönen Tag
Corinna

JustListen
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von JustListen » 06.09.2020, 18:50

Meine Freundin hatte der Verlobten direkt beim ersten Kontakt einen Hinweis auf diese Seite gegeben.

Wir wünschen uns auch sehr, dass sie sich von ihm löst und erkennt, dass er sich nicht ändern wird.
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chavah
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von chavah » 08.09.2020, 09:21

Ist ja eigentlich kein Fall für dieses Forum, was die Verlobte angeht. Sie weiss, auf was sie sich einlässt. Ist doch so, als wenn jemand in Deutschland einen Süchtigen heiratet und glaubt, durch Hand auflegen könnte sie die Sucht zum Stoppen bringen. Da hält sich mein Mitleid in Grenzen.

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gadi
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von gadi » 08.09.2020, 09:28

chavah hat geschrieben:
08.09.2020, 09:21
Ist ja eigentlich kein Fall für dieses Forum, was die Verlobte angeht. Sie weiss, auf was sie sich einlässt. Ist doch so, als wenn jemand in Deutschland einen Süchtigen heiratet und glaubt, durch Hand auflegen könnte sie die Sucht zum Stoppen bringen. Da hält sich mein Mitleid in Grenzen.

Chavah
Ihre eigene "Sucht" sowie die Verliebtheit in Kombination mit Verdrängung und andererseits schauspielerisch gekonnten "Erklärungen" des Verlobten tun ihre Arbeit gut.
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Nilka
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Nilka » 08.09.2020, 09:30

Viele der Betroffenen wussten Bescheid, aber sind trotzdem in ihr Unglück gerannt.
Auch diese Frau wird eines Tages einsehen müssen, dass sie sich geirrt hat und wird Hilfe und Beistand gebrauchen. Jetzt ist sie anscheinend ein Junkie, der aus der Abhängigkeit nicht raus kann.
LG ♥ Nilka

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Corinna
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Corinna » 08.09.2020, 15:08

Hallo Chavah, hallo Alle,

Chavah hat geschrieben: "Ist ja eigentlich kein Fall für dieses Forum, was die Verlobte angeht. Sie weiss, auf was sie sich einlässt. Ist doch so, als wenn jemand in Deutschland einen Süchtigen heiratet und glaubt, durch Hand auflegen könnte sie die Sucht zum Stoppen bringen. Da hält sich mein Mitleid in Grenzen."

Ich finde es im sehr passend. Das hört sich hier total nach AMIGA an. Denn wenn sie ihm VERZEIHEN will, dann wird sie doch wohl eher davon ausgehen, daß er "nur" fremdgegangen ist und sie wird nicht glauben, daß er ihr Liebe vorspielt, um sie abzukochen.

Und was das Thema "Mitleid" betrifft: mir tun Leute leid, die einen Schaden haben. Da wir Menschen sind, machen wir auch Fehler. Ich jedenfalls.

Schönen Tag
Corinna

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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von EmilyStrange » 09.09.2020, 10:54

Ach, wenn doch alle Geschichten so "glatt" und gut ausgingen. Abgesehen von dem seelischen Schmerz und hoffentlich noch überschaubarer finanzieller Verluste.

Ein Parasit weniger. Etwas Gutes hat ja das ganze Corona-Gedöns auch irgendwie: der Nachschub an Heiratskandidatinnen und generell Frauen, die man finanziell rupfen kann, dürfte in diesem Jahr eher mau gewesen sein...
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gadi
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von gadi » 09.09.2020, 13:37

Corinna hat geschrieben:
08.09.2020, 15:08
Ich finde es im sehr passend. Das hört sich hier total nach AMIGA an. Denn wenn sie ihm VERZEIHEN will, dann wird sie doch wohl eher davon ausgehen, daß er "nur" fremdgegangen ist und sie wird nicht glauben, daß er ihr Liebe vorspielt, um sie abzukochen.
AMIGA pur, auch meiner Meinung nach.
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chavah
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von chavah » 09.09.2020, 15:12

Mir tun die Leute leid, die nicht wissen, auf was sie sich einlassen. Am Anfang war das ganz sicher der klassische Fall, aber jetzt weiss sie alles und tut es trotzdem. Das ist so die Situation, wo sich mein Mitleid in Grenzen hält.

Chavah

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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Corinna » 09.09.2020, 16:23

Hallo Chavah, hallo Alle,

gerade weil sie so viel weiß (und wahrscheinlich viel nicht wahrhaben will) und eventuell nicht aus dieser Geschichte herauskommt, deswegen tut sie mir so leid.

Gebeznesst zu werden ist ja eine Sache, bei der überwiegend die Emotionen im Spiel sind. Der Verstand sagt "nein", aber die Emotionen überwältigen. Es gibt hier einige Frauen, die relativ früh mitbekommen haben, daß etwas zum Himmel stinkt, die sich die Welt aber so wie es ihnen gefällt zurechtgebogen haben. Zu ihrem eigenen Nachteil in diesem Fall.

Bezness ist ja ein Thema bei dem es oft um Traumatisierungen geht. Und es deswegen für die Opfer so schwierig macht aus der Sache nach Informationen einfach so herauszugehen. Wenn das so einfach wäre, müßten wir hier nicht so viel schreiben.

Schönen Tag
Corinna

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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von gadi » 09.09.2020, 17:35

Corinna hat geschrieben:
09.09.2020, 16:23
Bezness ist ja ein Thema bei dem es oft um Traumatisierungen geht. Und es deswegen für die Opfer so schwierig macht aus der Sache nach Informationen einfach so herauszugehen. Wenn das so einfach wäre, müßten wir hier nicht so viel schreiben.
Sehe ich auch so. Vor allem, wenn die Betroffenen nicht davor bzw. von Anfang an bescheid gewusst haben.
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von JustListen » 28.09.2020, 08:39

Hallo ihr Lieben,

ich dachte, ich berichte euch mal kurz wie es weitergegangen ist:

Die Verlobte hat dem Ägypter verziehen und sie sind "glücklich" miteinander.

Die Verlobte kann / will nach wie vor nicht anerkennen, dass er ein Betrüger ist und sie lebt weiter in ihrer Illusion.

Mir selber fehlen bei dieser Geschichte einfach nur die Worte. Die Fakten sind so eindeutig.
Vielleicht muss man sich auch einfach von dem Wunsch lösen, jeden retten zu wollen oder gar zu können.
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Nilka
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Nilka » 28.09.2020, 09:15

Hallo JustListen,

man kann niemenden mit vor seinem Unglück bewahren, wenn er selbst nicht erkennen kann oder will, dass er sich in den selbigen stürzt :(
Das bittere Erwachen kommt früher oder später. Sie darf uns leid tun.
LG ♥ Nilka

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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Corinna » 28.09.2020, 20:40

Irgendjemand hat mal gesagt: "Des Menschen Wille ist sein Himmelreich - oder seine Hölle."

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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von Efendi II » 29.09.2020, 08:36

Nilka hat geschrieben:
28.09.2020, 09:15
Hallo JustListen,
man kann niemenden mit vor seinem Unglück bewahren, wenn er selbst
nicht erkennen kann oder will, dass er sich in den selbigen stürzt.
Das bittere Erwachen kommt früher oder später. Sie darf uns leid tun.
Ganz genau so, wie bei fast 90% der Bevölkerung, die einfach nicht
begreifen wollen, wohin die ausufernde Zuwanderungspolitik der
Altparteien führt.

Da hört auch keiner, auf warnende Stimmen.
Toleranz ist die letzte Tugend einer untergehenden Gesellschaft.
- Aristoteles -

EmilyStrange
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Re: Die Geschichte einer Freundin

Beitrag von EmilyStrange » 30.09.2020, 13:12

Nilka hat geschrieben:
28.09.2020, 09:15
Hallo JustListen,

man kann niemenden mit vor seinem Unglück bewahren, wenn er selbst nicht erkennen kann oder will, dass er sich in den selbigen stürzt :(
Das bittere Erwachen kommt früher oder später. Sie darf uns leid tun.
sich selbst einzugestehen, dass man doch nicht das heigeliebte Habibilein ist, sondern nur die dicke Gaby aus Wanne-Eickel die Ahmed eben braucht, um endlich ein Leben zu führen, wie er meint, dass es ihm von natur aus zustünde, ist nicht jederfraus Sache

Drumherum kommt sie jedoch nicht - dauert jetzt nur etwas länger und wird deutlich teurer....

(Entschuldige mich hiermit bei allen Gabies und Einwohnern von Wanne-Eickel für die KLischeemalerei)
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