zunächst wollte ich mich ganz herzlich bedanken für eure zahlreichen, teilweise wirklich liebevollen Antworten, damit hätte ich gar nicht gerechnet

Und ich wollte anmerken, dass ich zwar eigentlich ganz gut in Rechtschreibung bin, mit "Lybien"-"Libyen" aber tatsächlich seit Schulzeiten meine Schwierigkeiten habe, weil es halt anders ausgesprochen wird (Lübien), na ja.
Den Vergleich mit der Bulimie (Figur halten ohne Kotzen) kann ich nachvollziehen. Genau das wollte ich aber nicht bewirken. Ich habe mir gedacht, dass es hier vielleicht stille Mitleiterinnen gibt, die, glücklicherweise, an einen arabischen / muslimischen Mann geraten sind, der gut ist, und sich durch dieses Forum verunsichern lassen könnten, gerade wenn sie noch jung sind. Gleichzeitig haben mich auch die harschen Urteile hier teilweise erschreckt. Ich halte mich selber eigentlich nicht für eine linksversiffte Gutmenschin, aber ich bin im Herzen doch prinzipiell für eine völkerübergreifende Nächstenliebe. Dass das kaum bis unmöglich ist, verstehe ich natürlich. Und wenn mein Beitrag nicht in dieses Forum passt, dürfen ihn die Admins selbstverständlich gern löschen, ich will euch ja nicht nerven

Zu meiner persönlichen Heirat kann ich nur sagen: doch, ich habe aus Liebe geheiratet, nicht, um ihm einen Gefallen zu tun. Aber: ich MUSSTE ihn quasi heiraten, um meine Liebe weiter ausleben zu können, ansonsten hätte er ja zurück gemusst. Ich bin grundsätzlich kein Fan von Ehen. Wozu? Aber: Liebe braucht nunmal kein Zertifikat (also warum "aus Liebe" heiraten?), eine Aufenthaltsbewilligung schon. Und mir kann keiner erzählen, dass Franziska aus Prenzlauerberg und Martin aus Schöneberg sich nach 5 Jahren zur Ehe entschlossen haben, weil sie so glücklich miteinander sind und dies für sie der einzig richtige Weg ist, ihre tiefe Liebe zu manifestieren. Das hat doch auch andere Gründe. "Es gehört sich so". "Tanja aus NRW ist auch schon verheiratet, ich muss jetzt auch", usw.
Ich weiss leider noch nicht, wie man hier genau zitiert, aber jemand hat mir geschrieben, dass ich meinen Mann wie einen Europäer behandle. Na ja, ja. Vielleicht. In erster Linie behandle ich ihn wie einen Menschen. Hört sich möglicherweise super esoterisch an, ist aber so. Ich kann aber einen Menschen nur als das behandeln, was ich in ihm sehe, und das ist nun mal ein Mensch, der seinen Weg aus Libyen (!) hierher gefunden hat und jetzt spiessig aus dem Fenster guckt und motzt, wenn die Nachbarn den Müllsack zu früh auf die Strasse stellen.
Natürlich sehe ich auch, was ihn kulturell geprägt hat. Er hat zB von Anfang an ziemlich klar gemacht, dass er Homosexualität nicht gut heisst.
Habe ich ihn deswegen abgeschrieben, obwohl ich am 25. definitiv für "Ehe für alle" abstimme? Nein. Ich habe meinen Mann einem schwulen Freund von mir vorgestellt, damit er sieht, dass das 'ganz normale Leute', sogar TOLLE Leute sind. Und das ist für mich auch der Sinn von Integration. Nicht zu denken: ah, der versteht das sowieso nicht, der wurde ja anders geprägt, sondern den Leuten halt zu zeigen, wie es bei uns läuft, ohne Vorwurf, ohne Hass. Klar gibt es viele, die es dann immer noch nicht kapieren. Von denen gilt sich fern zu halten bzw. leider weiss ich auch nicht, was man in diesen Fällen tun kann.
Ich habe jedenfalls das Gefühl, dass jede einzelne Frau, die mir hier geantwortet hat, schlau und toll ist, und es ist schlimm, dass ihr schlechte Erfahrungen machen musstet. Ich musste das auch, allerdings mit meinem Ex, der Schweizer war, so dass ich immer noch traumatisiert bin. Auch wollte ich keineswegs irgendwem hier Tipps geben, sich in Libyen umzuschauen (:D).
Ach ja was ich auch noch erwähnen wollte: ich kenne tatsächlich einen Marokkaner, der unbelehrbar ist. Er war 4 Jahre im Gefängnis, ist kürzlich rausgekommen und hat NICHTS dazu gelernt. Er ist noch mit einer Bekannten von mir verheiratet, die Spanierin ist, und hat ihr ganz offen gesagt, dass er sich scheiden möchte, weil er eine Schweizerfrau braucht. Er hat nebenbei auch mal seine Schwester verprügelt (die wiederum mit einem Holländer verheiratet ist) und ist schlicht ein unverbesserlicher Mensch - aber ich habe ihm gegenüber nie Hass verspürt, sondern eher Mitleid. Und was ich dazu sagen kann: wenn man Mitleid/Mitgefühl für diese Menschen empfindet, die so abwegig handelt, dann geht es einem auch selber besser, dann versteht man mehr. Man sollte sich nicht auf sie einlassen - aber Verzeihen tut einem selber gut. Ihnen bringt es nichts. Aber der eigenen Seele.