Und Gott schuf die Angst
Ein Psychogramm der arabischen Seele.
Religiöse Prägung, überkommene Familien- und Frauenbilder und einen unsicheren Umgang mit der Sexualität dominieren die Lebenserzählungen aller muslimischen Patienten, die Burkhard Hoffmann aufsuchen.
Autor
Dr. Burkhard Hofmann arbeitet seit 1991 als niedergelassener Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. Schon früh kam er über private Beziehungen in Kontakt mit der arabischen Welt, was zu einem größeren Anteil muslimischer Patienten in seinem Klientel führte.
Verlag: Droemer/ Knaur (2018)
ISBN 9783426277560
Auch als eBook erhältlich
Und Gott schuf die Angst
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Und Gott schuf die Angst
Kämpfe um das, was Dich weiter bringt. Akzeptiere das, was Du nicht ändern kannst. Und trenne Dich von dem, was Dich runterzieht.
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Re: Und Gott schuf die Angst
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Re: Und Gott schuf die Angst
Das klingt ja sehr interessant, ich werde mir das Buch zulegen.
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln, erstens durch Nachdenken, das ist das Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist das Leichteste und drittens durch Erfahrung, das ist das Bitterste. (Konfuzius)
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Re: Und Gott schuf die Angst
Das Buch "Und Gott schuf die Angst" von Burkhard Hofmann lese ich ebenfalls gerade. Ein wirklich lesenswertes Buch.
https://www.amazon.de/Gott-schuf-die-An ... 426277565/
Hier stellt der Autor selbst sein Buch vor: https://www.youtube.com/watch?v=Da8WHQEw3xA
https://www.amazon.de/Gott-schuf-die-An ... 426277565/
Hier stellt der Autor selbst sein Buch vor: https://www.youtube.com/watch?v=Da8WHQEw3xA
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Re: Und Gott schuf die Angst
Durchaus spannend wobei für mich eher der Mensch die Angst schuf, nicht Gott.....diese Angst wird ja untereinander benutzt um Andere auszunutzen, zu benutzen, hab da auch genug eigene Erfahrungen, hab ja in Tunesien auch im Krankenhaus gearbeitet , dort die Patienten und auch vorher meine Kunden im Cafe erzählten auch genug.
Größtenteils ist es auch der weit verbreitete Aberglauben der Ängste schürt.
Größtenteils ist es auch der weit verbreitete Aberglauben der Ängste schürt.
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Re: Und Gott schuf die Angst
Hofmann, Burkhard. Und Gott schuf die Angst: Ein Psychogramm der arabischen Seele (German Edition) . Droemer eBook. Kindle-Version.Der Muslim, wurde mir immer wieder erklärt, sei vom Propheten persönlich dazu aufgerufen, zu zweifeln und zu fragen. Das ist richtig. So gibt es zum Beispiel im Fernsehen eine ausgesprochen lebhafte Diskussionskultur unter den Imamen über die richtige Auslegung des Korans und seiner Gesetze. Seltsamerweise wird das Grundsätzliche aber nie in Zweifel gezogen: Die Göttlichkeit des Korans, der Kern des Glaubens, darf nicht hinterfragt werden. Der Koran ist nicht menschengeschaffen. Es verleiht den höchsten Status, ihn auswendig mit der korrekten Intonation rezitieren zu können. Eine wissenschaftliche, historisch-kritische Analyse findet bei aller Beschäftigung der Strenggläubigen mit dem Koran nicht statt. Diese bleibt unerwünscht, würde sie doch den menschlichen Einfluss auf die Schrift thematisieren. Und daran besteht gar kein Interesse. Schon dieser Zugang hat etwas Gotteslästerliches, schließlich wendet er wissenschaftliche Werkzeuge an, die das Menschenwerk zum Gegenstand haben, nicht die Heiligkeit des Textes. (...) Freunde in Arabien wiesen mich an, Fragen des Glaubenszweifels nie halböffentlich, sondern höchstens nur in kleiner Runde anzusprechen. Niemand gebe öffentlich Zweifel zu. Auch schäme man sich seiner Zweifel, denn damit versage man an einem allgemeingültigen Standard, einer für alle gültigen Verbindlichkeit. Nichtglauben und Zweifel sind ein persönliches Versagen, keine private Freiheit. Der Islam ist niemals nur Privatsache, sondern öffentlicher Auftrag jedes einzelnen Gläubigen. Keiner will sich wegen seines Glaubensmangels einen Vorwurf machen lassen. Und niemand darf den Finger in die so offensichtlichen Wunden legen. Am Zweifel besteht also gar kein Interesse.
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Re: Und Gott schuf die Angst
Hofmann, Burkhard. Und Gott schuf die Angst: Ein Psychogramm der arabischen Seele (German Edition) . Droemer eBook. Kindle-Version.Das Gefühl, auf dem Fahrersitz des Lebens Platz zu nehmen, wird explizit gar nicht angestrebt, vieles bleibt gottgegeben. Ein Effekt ist, dass meine Patienten erstaunlich tolerant sind, was Schicksalsschläge betrifft. Ihr Leben befindet sich ja ohnehin in der Hand Allahs. Verluste geliebter Personen, lebensbedrohliche Erkrankungen oder Unfälle werden erstaunlich gut weggesteckt, die schwierige Situation als Prüfung für den Gläubigen interpretiert und damit durchgestanden. Die Sinnfindung in Situationen, die von uns im Westen nur als sinnloses Leid empfunden werden, bereitet nicht so viel Mühe. Darin besteht eine große Überlegenheit, wenn es darum geht, die Fährnisse des Lebens zu bewältigen. Die Gläubigen fühlen sich in ihrem Glauben enorm geborgen und durch diese Kraft bei der Lebensbewältigung auch bestätigt. Die etwas demütigere Haltung des Orients, die noch nicht durch den Hochmut von Machbarkeitsvorstellungen und Kontrollwahn bestimmt ist, habe ich als entlastend und wohltuend empfunden. Unsere kulturellen Größenvorstellungen halten der Wirklichkeit spätestens beim ersten schweren Schicksalsschlag ja ohnehin nicht stand, und wir müssen akzeptieren, dass wir nur einen kleinen Teil unseres Lebens beeinflussen können. Diese philosophische Perspektive scheint im Orient auch im guten Sinne noch mehr gelebt zu werden. Mir ist noch lebhaft in Erinnerung, wie es in einer Sitzung mit Abdullah zu einer Zuspitzung des Themas »Zweifel« aufgrund einer Auseinandersetzung zum Thema Homosexualität kam. Dass seine Sichtweise stark biografisch geprägt war, steht außer Frage. Ich plädierte für eine Entpathologisierung und Entdämonisierung dieser sexuellen Orientierung und verwies auf meine langjährigen Erfahrungen mit Patienten und Freunden. Seine Verdammnis der homosexuellen Lebensform war unumstößlich. Er war nicht davon abzubringen, dass der Schwule seine sexuelle Orientierung frei wählt und deshalb sündhaft handelt. So stehe es in den heiligen Schriften. Die Atmosphäre wurde immer hitziger, und Abdullah war sehr aufgebracht, als würde ich versuchen, ihm etwas wegzunehmen. Er brauchte seine moralische Überlegenheit, um sich sicher zu fühlen. Abdullah war es ein rettender Trost, dass zumindest in der Hölle den Sündern Vergeltung angetan wird, sodass ein Restgefühl von Gerechtigkeit und Schutz bestehen bleibt. Die Vorstellung einer Strafe für die Sünder, die Unterscheidung in richtig und falsch, war ihm wichtig. Ging es doch auch um die Gültigkeit des Korans. Das, was dort steht, kann nicht durch wissenschaftliche Erkenntnisse oder Lebenserfahrung außer Kraft gesetzt werden. Ich wies ihn darauf hin, dass nicht einer meiner schwulen Patienten eine bewusste Entscheidung darüber gefällt habe, ob er schwul sein möchte, genauso wie er, Abdullah, ja auch nicht entschieden habe, heterosexuell zu sein. Ob er denn dem Buch mehr Bedeutung gebe als seiner eigenen Wahrnehmung. Er gab selbstverständlich dem Buch die größere Autorität. Vor uns stand wie so oft ein gefülltes Glas Wasser. Ich fragte ihn, ob er sehen könnte, dass dieses voll sei. Er bejahte. Wenn jetzt im Koran stünde, dass es leer sei, was denn dann für ihn gelten würde? Ohne zu zögern, antwortete er, natürlich der Koran. An dieser Stelle gab ich mich geschlagen. Wenn sinnliche Erfahrung nicht mehr Überzeugung aufweichen kann, bleibt man in getrennten Welten. Wir waren beide echauffiert. Abdullah seufzte und sagte, wie sehr er Auseinandersetzungen dieser Art hasse. »Bitte, Doktor, hören Sie damit auf!«, gab er fast flehentlich am Ende von sich, was ich dann auch tat. Seine Unfreiheit und das Festgezurrtsein in lebensfremden Überzeugungen lösten in mir Bedauern und Kopfschütteln aus und eine Stimmung großer Ohnmacht.