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von Ponyhof » 16.06.2023, 22:56
Für mich hat das Ganze mehrere Ebenen.
1. Du kannst ganz fest davon ausgehen, dass es kein ehrliches Spiel ohne Hintergedanken spielt. Ziel ist 6, und er geht auch davon aus, dass Du ihn ganz sicher nicht vergisst, wenn Du wieder hier bist. In seiner Welt gibt es -mit Frauen, die keine Prostituierten sind- keine intimen Kontakte vor der Ehe. "Spass" hat er nur mit "Huren", bzw. sieht er Dich also solche. In seiner Auffassung -sorry für die etwas extreme Formulierung- "lässt Du alle über Dich rüberrutschen" und da darf er natürlich auch...
Ganz deutlich: Das ist nicht meine Auffassung. Aber in seiner Welt gibt es dieses "Spass haben" für Frauen nicht. Da arbeitet eine ehrbare Frau auch nicht als Animateurin, das ist für ihn quasi "nackte Hupfdohle". Eine ehrbare Frau wird von ihrer Familie bewacht -bzw. vor solchen Typen wie ihm geschützt- und reist nicht allein in der Weltgeschichte herum, um für Geld Touristen zu bespassen und am Pool den sexy Kasper zu spielen. Du bist Freiwild, und willst "es" sogar.
2. Du siehst es als Freiheit an- toller Job (gut, in meinen Augen nicht...), tolles Wetter, sexy Typen, und warum nicht etwas Spass haben... Wenn es dabei bleibt, Du Deine Grenzen hast und diese im Zweifelsfall auch körperlich verteidigen kannst, Dir dein Ruf egal ist weil Du dort eh nur begrenzte Zeit bist, dann kannst du dort sicher "Spass haben". Es gibt dort aber keinen "Schneeflockentherapeuten", kein Gleichstellungsbüro, und keinen Genderbeauftragten. Konflikte können auch mal handfester gelöst werden, und als Frau, die sich "von jedem besteigen lässt" (nein, nicht MEINE Auffassung, sondern die der dortigen Männerwelt vom Hoteldirektor bis zum Polizisten) wird man Dir kaum beistehen. Du kannst an jemanden geraten, der "mit ein bisschen Spass zufrieden ist", aber es kann auch anders ausgehen. Du hast kein Heer männlicher Verwandter am Start, die die Kerle dort abschrecken.
3. Ganz allgemein: "Im Team nicht intim". Auch hierzulande empfiehlt sich immer eine Trennung von Beruflichem und Privatem. Es ist einfach kein professionelles Verhalten, private Aspekte und "Beziehungskisten" mit in die Arbeit zu bringen. Du bist dort zum Arbeiten, bekommst Geld für die Erledigung bestimmter Aufgaben, und hast -streng genommen- Dich nicht zum "Spass haben" angemeldet. Das mit dem Spass sind die zahlenden Touristen. Auch wenn Du alles nur "nach der Arbeit".... nur wenige Leute schaffen es, das strikt zu trennen. Und auch wenn DU das schaffst, heisst es nicht, dass ER es schafft, die anderen Kerle das schaffen, bzw. dass sie sich überhaupt die Mühe machen, es zu versuchen. Viel Spass beim Versuch, Grenzen zu setzen, wenn diese Dämme erstmal gebrochen sind und du "deinen Ruf weghast" (und den hast Du leider dort nach dem 1. Mal, das wird sich in Einzelheiten herumsprechen bevor Du Dich wieder komplett angezogen hast, also bildlich gesprochen...).
4. Und ja, natürlich gibt es da den Bezness-Aspekt, zu dem hatten die Anderen schon was geschrieben. Kannst Du den Anderen wirklich als reines "Sexobjekt" sehen, ohne da tiefere Emotionen aufzubauen? Und willst Du Dich im Gegenzug als reines Sexobjekt sehen lassen? Und meinst Du, dass diese Herren dort es sich gefallen lassen, nur "reines Sexobjekt" zu sein (ohne sich das irgendwie über kurz oder lang bezahlen zu lassen oder das zumindest zu versuchen)? Was passiert, wenn er Dich um etwas Geld anhaut, mal den Dackelblick aufsetzt, oder Du ihm Geld "leihen" sollst?
Was ist für Dich "flirten"? Sind nicht gerade die Schmetterlinge im Bauch schon Gefühle, die über den reinen Spass hinausgehen? Wo ist da für Dich Schluss? Und was willst Du "durchleben", in einer Umgebung, wo Du nicht einfach nach Hause fahren kannst, es keine "beste Freundin" gibt, die um die Ecke wohnt, keinen Kumpel, der mit dem Typen mal ein Wörtchen redet... Du lässt Dich nicht nur "mit Einem" ein, die Kerle halten zusammen wie Pech und Schwefel, Du hast im ganzen Team einen Ruf weg und musst diesen dann täglich gegenübertreten....und nein, da gibt es keine Konfliktberatung und keine Teamsitzung mit Gesprächskreis.
Das Problem ist dann ganz einfach: Du kannst Grenzen setzen soviel Du willst, wenn die Anderen diese Grenzen nicht ernstnehmen nützt Dir das nix. Du bist als Frau dort keine gleichwertige, gleichberechtigte Person, erst recht nicht, wenn Du dich -in deren Kultur- erniedrigst (bzw. es nötig hast), die "Animierdame" für jeden zu spielen, der zahlt. Eine "wertvolle" Frau wird bewacht, und hat es nicht nötig, zu arbeiten, weil ihr Mann mit ehrbarer Arbeit das Geld nach Hause bringt. Und wenn Arbeit, dann schön geschützt vor den Blicken der Männer, streng geregelte Umgangsformen und rein professionell/definierte Aufgaben/klares berufliches Rollenbild und entsprechendes Verhalten (...im Idealfall, ehrbare Frau...natürlich gibt es auch dort andere Situationen, aber die werden eben nicht als ehrbar angesehen und stehen auf einer entsprechenden sozialen Stufe). Du musst selber arbeiten, und das noch leichtbekleidet vor jedem, der dich dort anschauen will. Und wenn Du dich dann auch noch für die sexuellen Wünsche des Personals zur Verfügung stellst.... (=deren Auffassung!!!)
Kurz: Ich rate Dir -auch unabhängig vom Beznessaspekt, den ich hier auch ganz klar sehe- davon ab, Dich dort mit jemandem einzulassen. Klar, wenn Du nur 14 Tag da herumturnst ist das alles überschaubar, aber bei Allem, was länger ist, sehe ich die Gefahr, dass sich Dein Spass bald in Grenzen halten könnte.
Zumindest für mich wäre der "Spass" dort vorbei, wenn ich wüsste, mit welcher Klientel ich mich einlasse und als was ich dort gesehen werde, wenn ich "Spass habe".
Noch ein Wort zu anderen Beziehungen: Nein, nicht ALLE sind so. Es gibt auch hierzulande Unterschiede zwischen dem Jurastudenten und dem Bahnhofsjunkie, dem jungen zielstrebigen Handwerksmeister, der mit 25 seinen Meistertitel nebst Firma und 3 Angestellten hat, dem gescheiterten Philosphiestudenten, der mit 43 noch bei Mama wohnt, dem politisch radikalen Hauptschulabschlussbesitzer, dem drogenabhängigen Callboy im Swingerclub und dem jungen Assistenzarzt. Es gibt auch den Unterschied zwischen dem hippen Berliner Szeneviertel mit Transvestitenshow und dem erzkonservativen oberschwäbischen Barockwinkel/dem oberbayrischen katholischen Dorf mit Fronleichnamsprozession. Und dort ist das prinzipiell das Gleiche, auch wenn die Kultur/Religion noch dazu kommt und das Frauen/Männer-Rollenbild auch in gebildeten Kreisen für uns befremdlich sein kann. Ein Austauschstudent, der aus einer gebildeten Familie kommt und selber gut ausgebildet ist, vielleicht auch ausländische Verwandtschaft hat, eine zeitlang im Ausland gelebt hat und seine kulturelle Prägung reflektieren kann ist einfach eine ganz andere Nummer als die Glücksritter, die dort im Tourismus arbeiten (...müssen, weil sie nix anderes können/finden) und die jegliche finanzielle Aufstiegs- und Aufstiegschance nutzen (...die mit wenig oder "spassiger" Arbeit verbunden ist).
„Nicht zu bekommen, was man will, ist manchmal ein grosser Glücksfall.“ Dalai Lama