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von Ashakiran » 19.04.2008, 22:25
Hallo,
ich wollte auch einmal ein paar Kleinigkeiten zur Diskussion beitragen.
1. @Desertrose:
Ich finde gar nicht, dass man zwangsläufig kompetenter über Bezness urteilen kann, wenn man selbst betroffen ist ,und ich sehe es wie Coralia, dass die Gefahr für Allgemeinerungen bei vielen ex-betroffenen Frauen ungleich höher ist als bei solchen, die damit nie direkt zu tun hatten.
Ich arbeite jetzt schon eine ganze Weile in einem Frauenhaus und erlebe dadurch zum Beispiel den Auswahlprozess von Mitarbeiterinnen mit und es ist keineswegs so, dass Frauen, die selbst Opfer von häuslicher Gewalt waren, als die besseren Advocats angesehen werden - eher im Gegenteil werden diese Frauen in den Interviews und bei den Schulungen noch etwas stärker unter die Lupe genommen als nicht-Betroffene, weil die Gefahr der Retraumatisierung zum Beispiel gegeben ist und weil sie oft viel größere Schwierigkeiten mit der notwendigen Abgrenzung haben (deshalb dürfen sie auch erst mitarbeiten, wenn ihre eigenen Erlebnisse mindestens ein Jahr zurück liegen).
Wenn der oder die Betreffende über ein Mindestmaß an Empathie verfügt, kann ein Nicht-Opfer ein ebenso guter Ratgeber sein wie ein Opfer - und wie gesagt oft sicher ein objektiverer (dafür müsste man im Fall Bezness nämlich eigentlich jeden Fall individuell betrachten und die Nationalität des Protagonisten erst einmal ausblenden und das fehlt mir bei manchen Beiträgen).
@Elise:
Wie einige sicher wissen, lese (und ganz, ganz selten) schreibe ich inzwischen ja auch schon ein paar Jahre in unregelmäßigen Abständen immer mal wieder hier mit und es hat in der Zeit doch schon so einige positive Rückmeldungen von Frauen in binationalen Beziehungen gegeben. Aber den meisten ist eben relativ schnell klar gemacht worden, dass es auf der Seite um Bezness und nicht um gut verlaufende binationale Beziehungen geht - was ja stimmt - und nur wenige wie Coralia oder ich selbst lesen und schreiben dann trotzdem ab und an. Deshalb ist es ja logisch, dass du hier wenig positives lesen kannst; die Frauen schreiben dann eben in anderen Foren.
Und zum Thema des Threads:
Ich denke nicht, dass die einzige Konsequenz zum Schutz darin bestehen sollte pauschal zu sagen "nie ein Ausländer". Man sollte sich einfach die Leute, mit denen man es zu tun hat (und zwar generell, nicht nur im Hinblick auf Beziehungen), ein wenig sorgfältiger auswählen und sich selbst gegenüber etwas härter, ehrlicher und realistischer bei der Beantwortung bestimmter Fragen sein: Was haben wir gemeinsam?, Was erwarte ich von ihm?, Was erwartet er von mir?, Was kann er mir bieten?, Was kann ich ihm bieten?, usw. - so ungefähr wie in dem Fragenkatalog, den man irgendwo auf dieser Seite lesen kann. Außerdem sollte man sich vielleicht etwas bedeckter mit persönlichen Informationen halten (Adresse, Tel.-Nr., Email, Beruf, Finanzen, usw) und die nicht völlig wahllos jedem x-Beliebigen mitteilen.
Und drittens und letztens sollte man etwas weniger oberflächlich das Verhalten seiner Mitmenschen beurteilen, dann würde man sich bestimmt nicht so schnell von ein paar abgedroschenen Komplimenten und Schmeicheleien beeindrucken lassen. Letztlich kommt es auf lange Sicht gesehen mehr auf die Alltagstauglichkeit des Partners an, als darauf, dass er uns verbal die Sterne vom Himmel holt (will man jemanden, der einem aller zwei Stunden erzählt, was für eine attraktive Frau man doch ist oder lieber jemanden, der einem den Tee ans Bett bringt, wenn man verrotzt, schwitzend und hustend mit Fieber im Bett liegt?).
Ich denke, dass dieser klischeehafte Wunsch der Frau nach dem Ritter-in-Rüstung-bei-dem-sie-sich-als-Frau-fühlen-kann mehr von der Medienindustrie hervorgerufen und aufrechterhalten wurde, als dass er wirkich aus uns selbst heraus kommt. Männer sind doch auch nur Menschen und genauso wie es die eierlegende Wollmilchsau nicht gibt, gibt es nicht "den" Mann der uns alle Freiheiten lässt, uns den Haushalt schmeißt, während wie mit Freunden tanzen gehen, uns aber gleichzeitig die Sterne vom Himmel holt, Komplimente macht und auf Knopfdruck zum wilden Macho-Stier mutiert, wenn wir das wünschen; das KANN doch keiner alles erfüllen.
In vielen Kulturen gehören Komplimente, eine blumige Sprache und ein gewisses "Flattering" (selbst mal abhängig von Bezness) außerdem ganz einfach zum gesellschaftlichen Leben dazu - sozusagen zum guten Ton. Dann muss man eben realistisch genug sein, um in solchen Situationen genau solches Verhalten quasi als eine andere Form von Gesprächsstrategie zu verstehen - und nicht mehr als das. Wenn mir in Indien bei einem Besuch in einem Dorf die Dorfälteste erzählt, ich sei jetzt ihre "Daughter", dann nehme ich sie ja auch nicht gleich mit nach Hause (und dann heißt das von ihrer Seite auch nicht sofort "Mach die Brieftasche auf"), sondern ich lächle und bedanke mich und Ende. Und dafür muss man auch nicht unbedingt ein Experte in der entsprechenden Kultur sein, da reicht auch oft ein bisschen gesunder Menschenverstand (wie oft passiert es denn außerhalb von Hollywood und Bollywood, dass ein Mann in der blonden Touristin, der er gerade die Koffer in ihr Zimmer geschleppt oder das Wasser an den Tisch gebracht hat, die Liebe seines Lebens erkennt, auf die er seit Jahren abstinent gewartet hat?).
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende an alle,
A.