Ich möchte Euch ein tolles Buch und das ist ja verfilmt worden, vorstellen:
Sabine Kuegler
Das Dschungelkind kehrt heim
Mit Sabine Kuegler im Regenwald - dort wird gerade ihr Leben verfilmt. Die heute 37-jährige Tochter deutscher Missionare und Sprachforscher ist im Dschungel West-Papuas aufgewachsen. Von Rainer Vogt
Sabine Kuegler bei den Dreharbeiten.
Foto: UFA Cinema Sabine Kuegler bei den Dreharbeiten.
Foto: UFA Cinema
Die letzten Kilometer zum Drehort im malaiischen Regenwald legt Sabine Kuegler in einem schmalen Holzboot zurück. Es geht flussaufwärts, immer wieder durch kleine Stromschnellen hindurch. Schon nach wenigen Flussbiegungen hat wilde Natur die Zivilisation verdrängt. Und damit weicht der scheue Blick der Bestsellerautorin zusehends einer freudigen Gelassenheit. Am Bootssteg angekommen, zieht sie sich auf dem Dschungelpfad ihre Schuhe aus: "So habe ich das Gefühl, alles spüren zu können."
Sie kennt dieses Gefühl noch gut. Die heute 37-jährige Tochter norddeutscher Missionare und Sprachforscher ist im Dschungel West-Papuas aufgewachsen; dieses Leben soll nun verfilmt werden, ein paar tausend Kilometer weiter westlich, aber im Regenwald halt. Deshalb ist sie hier, macht PR, beobachtet die Spielfilmversion ihrer Biografie. Große Gefühle löst das bei ihr nicht aus. "Der Film ist für mich bislang nicht mehr als ein Projekt", gesteht sie. "Aber die Emotionen werden kommen, wenn ich meine Geschichte zum ersten Mal auf der Kinoleinwand sehe."
Zur Person
Sabine Kuegler, 37, wurde mit ihrer Autobiografie "Dschungelkind" (2006) berühmt. Darin schildert sie ihr Leben im Dschungel von West-Papua, wo sie als Tochter deutscher Missionare und Forscher aufwuchs. Mit 17 kam sie allein nach Europa, lebt heute in Bayern und engagiert sich für bedrohte Völker.
Die Verfilmung von "Dschungelkind" mit Nadja Uhl und Thomas Kretschmann soll im Dezember ins Kino kommen. (two)
Lieber sucht sie zielstrebig die Gesellschaft einer Gruppe Männer und Frauen aus Papua Neuguinea. Laiendarsteller, die die Fayus spielen sollen - jenen Stamm, bei dem Kuegler mit ihren Eltern gelebt hat. Sie wirkt aufgekratzt. Schon beim ersten Besuch des Drehorts "habe ich gemerkt, dass ich nach einer Woche anfange, mich mehr und mehr zu verändern - mit dem Urwald wieder verwachse".
Während am Flussufer eine Abschiedsszene gedreht wird, in der die 17-jährige Sabine den Dschungel und ihre Eltern in Richtung Europa verlässt, sitzt Kuegler auf dem Bretterboden einer nachgebauten Fayu-Hütte. Hier warten einige Papuas auf ihren Einsatz in der nächsten Szene. Kuegler hängt den mit Stirnband und Lendenschurz spärlich bekleideten Darstellern an den Lippen. Pfeil und Bogen liegen griffbereit neben den dunkelhäutigen Männern. Fast könnte man vergessen, dass Kameras und Filmcrew unterhalb der Anhöhe beschäftigt sind - nichts Künstliches stört also das Bild im Fayu-Dorf. Dass der auf Pflöcken stehende offene Holzverschlag Teil einer Kulisse ist, kann der stille Beobachter für einen Moment ausblenden. Die Frage liegt nahe: Könnte so das Alltagsleben von Sabine Kuegler aussehen, wenn sie nicht in Europa geblieben, sondern in den Urwald zurückgekehrt wäre?
Die Realität lässt dieser Fantasie nur für kurze Zeit Raum, denn plötzlich tauchen Papuas mit Büchern der Autorin auf. Kuegler erklärt sich zu einer spontanen Signierstunde im Regenwald bereit. Es ist die englische Ausgabe - in 31 Sprachen wurde ihr Erstling "Dschungelkind" übersetzt, 1,2 Millionen Exemplare wurden verkauft, Kuegler legte zwei Bücher nach. Nun noch die Verfilmung von "Dschungelkind": Diese Frau versteht ihr Geschäft.
Wie passt diese Karriere zu dem Bild von jener Frau, die mit 17 Jahren West-Papua verließ, nach Europa kam und am Leben in der "zivilisierten Welt" verzweifelte? Ihre Ehen scheiterten, vor Gericht musste sie um ihre Kinder kämpfen, sie verlor den Boden unter den Füßen und wollte sogar ihrem Leben ein Ende setzen. "Ich hatte mich total verschlossen", erklärt sie. "Erst mit dem Schreiben des Buches "Dschungelkind" konnte ich mich langsam aus dem Kulturschock befreien" - 15 Jahre nach ihrer Ankunft im Westen. "Ich hatte versucht, mit Dschungeltechniken im Westen zu überleben - aber das hat nicht funktioniert. Ich musste erst begreifen, dass ich mich an die westliche Kultur anpassen muss."
Das ist ihr hervorragend gelungen. Sie hat das Terrain gefunden, auf dem sie sich angstfrei und sicher bewegen kann: Ihr Einsatz für Menschen und Natur in West-Papua sowie die Vermarktung ihrer Geschichte als Deutsche mit papuanischem Herz sind zu ihrer Lebensaufgabe geworden, "eine Berufung", wie sie es nennt.
Bei einem ihrer unzähligen Becher Kaffee unter der Zeltplane der Dschungelkantine kommt Kuegler ins Plaudern. Wenn sie über sich und ihr Leben redet, blitzt die Energie durch, die in dieser zierlichen Frau steckt. Dabei gerät ihr Deutsch immer wieder ins Stocken. Doch wenn sie aus "Mitmenschen" mal "Unmenschen" macht, kommentiert sie das mit einem Lächeln. Sie ist nicht der Typ, der jedes Wort abwägt, bevor es über die Lippen kommt. Sie war ein lebhaftes Kind "und noch heute kann ich meine Beine nicht still halten", gesteht sie. "Meine Mutter sagt immer: Erst springe ich und dann denke ich."
Kaum zu glauben, dass es dieser Frau zwischendurch mal an Selbstbewusstsein gemangelt haben soll. Trotzig lässt sie selbst harsche Kritik an sich abprallen. Zum Beispiel als ihr eine romantische Verklärung des Urwaldlebens vorgeworfen wurde. Oder ihre fehlende Stellungnahme zur Bedrohung der Völker in West-Papua. Und das Verschweigen des missionarischen Auftrags ihrer Eltern.
In solchen Fällen kontert Sabine Kuegler. Der Gesellschaft für bedrohte Völker wirft sie zum Beispiel vor, dass sie keine Ahnung von dem, was in West-Papua abläuft, gehabt hätte. Sonst hätten sie gewusst, dass Kuegler bereits politisch aktiv war, als ihr erstes Buch erschien. Sie wollte ihre Eltern schützen, die zu der Zeit noch in Indonesien lebten. War Sabine Kuegler also nicht naiv, sondern nur rücksichtsvoll?
Aus dem quirligen Dschungelmädchen ist eine agile Geschäftsfrau geworden - unterwegs in eigener Mission. Sie sieht sich - ganz unbescheiden - als Sprachrohr für die bedrohten Ureinwohner West-Papuas. Dafür traf sie Mitglieder einer verbotenen Studentenbewegung sowie Untergrundkämpfer im Dschungel der asiatischen Insel. Das Ergebnis: ihr zweites Buch "Ruf des Dschungels".
Sie habe diesen Ruf immer vernommen, erklärt sie. Doch ihren vier Kindern zuliebe sei sie ihm nicht mit aller Konsequenz gefolgt. Sabine Kuegler hat sich mit dem Leben in Deutschland arrangiert. Sie hadert auch nicht mehr mit der westlichen Gesellschaft, wie sie es lange tat. Doch zuhause fühlt sie sich hier nicht.
Warum hat sie ihre Vergangenheit nicht ruhen lassen? Der Wunsch danach war da, beteuert sie, "ich hatte losgelassen und mir gesagt, dass ich nie wieder in den Dschungel zurückgehen werde. Doch es hat für mich nicht funktioniert, es ist meine Identität".
Die Autorin weiß, dass sie zwischen den Welten feststeckt. Doch sie weiß auch, wie sie diese Situation für ihre Zwecke nutzen kann.
So hat sie in ihrem dritten Buch "Jägerin und Gejagte" den erlittenen Kulturschock verarbeitet. "Es ist ein ganz hartes Buch", warnt sie, "in dem ich davon berichte, was einem Kind passiert, das im Steinzeitalter lebt und innerhalb von 48 Stunden zehntausend Jahre in die Zukunft geschleudert wird." Um starke Worte ist sie nicht verlegen.
Auch nicht um starke Bilder. Am Drehort im malaiischen Dschungel lässt sie sich eine kräftige, ausgewachsene Schlange aus dem kleinen Set-Zoo um ihren Hals legen. Das Kriechtier wandert fotogen über Hüfte und Arme, Kuegler genießt das Posieren. Beide lieben sie die Kamera und posieren geduldig für ein außergewöhnliches Motiv. Der Fotograf ist zufrieden.
Kuegler wirft schnell noch einen Blick auf ihren Computer. Sie hat gerade die Bilder von ihrer Fotosession mit Schauspieler Thomas Kretschmann hochgeladen. Es sind sehr sinnliche Aufnahmen, auf denen beide durchnässt dem Fluss entsteigen. Ein Motiv für ein Modemagazin, könnte man denken, und nicht für eine Filmpromotion. Doch Kuegler ist überglücklich. So schöne Bilder habe es von ihr noch nie gegeben, sagt sie.
Nun steht ihr wieder ein Abschied vom Dschungel bevor. Im Boot zieht sie sich ihre Schuhe an. Von der überdrehten Freude ist plötzlich nichts mehr zu spüren. "Je älter ich werde, umso mehr zieht es mich zurück nach West-Papua", verrät sie. "Egal, ob ich dort oder in Deutschland lebe, ich werde immer zwischen den Welten sein." Nur wo würde es ihr besser gehen? Sabine Kuegler ist sich da ganz sicher: "Inmitten der Kultur der Papuas."
Man muss das Buch lesen, um den Film richtig zu verstehen, denn im Film wird nicht alles gezeigt und erklärt. Die Erklärungen findet man dann im Buch. Der Film ist aber empfehlenswert.
LG Ines
Buchtipp/Kinofilm-Tipp
In unserem Hauptmenue findet Ihr unter "Buchtipps" viele Bücher zum Thema. Neue und bei uns noch nicht gelistete Bücher können hier vorgestellt und dann in die Bücherliste zum Bestellen übernommen werden.
Moderator: Moderatoren
Gehe zu
- Unsere wahren Geschichten
- ↳ 1001 Geschichten - Schicksale durch Bezness
- Bezness Weltweit
- ↳ Bezness - Tunesien
- ↳ Bezness -Türkei
- ↳ Bezness - Marokko
- ↳ Bezness - übrige Länder
- ↳ Bezness - Asien
- ↳ Bezness u. Ehebetrug Deutschland
- ↳ Bezness - Ägypten
- ↳ Bezness Schwarzafrika
- Erfahrungsaustausch zum Thema Bezness
- ↳ Bezness - wie kann ich mich davor schützen?
- ↳ Zurück aus dem Urlaub & frisch verliebt?
- ↳ Bezness - Flüchtlinge + Migranten
- ↳ Bezness? - oder Sextourismus?
- ↳ Beznessfalle-Love Scamming
- ↳ Bezness - was sind die ersten Anzeichen
- ↳ Bi- Nationale Beziehungen - Bezness – Ja oder nein?
- ↳ Bezness - Wie habe ich es gesehen & erlebt?
- ↳ Ihre Erfahrungen?
- ↳ Mütter + ihre Kinder aus binationalen Beziehungen
- ↳ Bezness - Mein Leben danach.
- In eigener Sache
- ↳ Anmeldung als User - Forenregeln - wichtige Infos!
- ↳ Die MEDIEN über 1001Geschichte und Bezness
- ↳ Wie mir 1001Geschichte geholfen hat
- ↳ User stellen sich vor
- Allgemeine Themen
- ↳ Nachrichten, News & TV Termine zum Thema
- ↳ Buchtipps
- ↳ Schwarzes Brett
- ↳ Useranfragen
- ↳ Dies und Das......