Du hälst dich sehr, sehr tapfer.
Es ist eine Schande, dass manche Menschen glauben, sie könnten eine derartige Macht haben. Viel zu oft "gewinnen" sie mit dieser Haltung dann auch noch. In Wahrheit sind das aber diejenigen, die sich schämen müssen.
Ich hoffe, dein Ex lässt dich ein für alle Mal in Ruhe!
Wenn es hier so schlimm ist, alles so teuer, er so einsam, dann kann er gerne ja mal in seine Heimat blicken und sich fragen, ob das Leben dort für ihn nicht besser wäre.
Das würde ich am nur ganz am Rande in meinem Hinterkopf behalten und Gedanken an ihn konsequent meiden.
Die Trennung an ihn ist ein Jahr her. Er hat alles selbst verursacht. Dein Leben hat sich auf allenen Ebenen gebessert. Du hast sogar die Möglichkeit genutzt, ihm zu zeigen, wie stark du bist (Anwalt, Party, Job, neue Beziehung).
Ich wette, er macht sich null Gedanken und sieht natürlich keinerlei Schuld. Das ist aber seine Sache und sollte nicht zu einem Problem für dich werden.
Du machst das einfach super!
nordicgirl hat geschrieben:
Wie geht ihr mit "Jahrestagen" um, an denen schlimmes passiert ist bzw. wie geht ihr damit um, wenn schlechte Erinnerungen wieder hoch kommen?
Solche Tage habe ich auch. Hängen für mich biographisch begründet meist mit Todestagen oder Geburtstag von Verstorbenen, die mir sehr wichtig sind, zusammen. Auch Weihnachten ist eine schwierige Zeit für mich.
Ich unterscheide da zwischen "Das ist wirklich schlimm und beeinflusst mein Leben, ob ich will oder nicht" und "Schlimme Erfahrung, aber es ist jetzt vorbei".
Beide Bereiche müssen verarbeitet werden.
Ersteres tut einfach weh und macht traurig. Ich habe das als Teil meines Lebens so angenommen. Es gehört zu mir. Ich nehme mir die Zeit der Trauer. Also, dass ich wirklich sage: Und jetzt möchte ich x Stunden einfach nur weinen und wütend sein, mich selbst bemitleiden. Aber nach dieser Zeit ist es auch okay und ich besinne mich wieder darauf, was es alles Gutes in meinem Leben gibt und was ich alles schon gemeistert habe. Mein Umfeld weiß das auch und unterstützt mich. Ich erlaube mir selbst dann so zu sein, wie ich mich auch fühle. Wichtig ist mir, dass es eben ein "geplanter Zeitraum" ist. Früher war das sogar mal ein ganzer Tag und eine ganze Nacht. Mit der Zeit brauche ich immer weniger.
Wenn es manchmal Trigger-Momente außerhalb dieser Zeit gibt, ist es für mich wichtig, die ersten Symptome wahrzunehmen, z. B. wenn Erinnerungen hochkommen, ich aber trotzdem präsent und konzentriert sein muss. Dann sage ich mir echt: Diese Erinnerungen haben es verdient, dass ich mir Zeit für sich nehme, ABER jetzt nicht. Jetzt gibt es andere Anforderungen. Heute Abend kann ich mich darum kümmern, aber jetzt mache ich das, was ich machen wollte und was erwartet wird.
Je häufiger ich das gemacht habe, desto einfacher wurde es, das zu kontrollieren.
Das ist ein Prozess, der dauert und das muss erlernt werden.
Ich kann dir empfehlen nicht zu streng mit dir zu sein. Du hast schlimmes erlebt und das hat eben Folgen, die auch nur du verstehen kannst, weil nur du sie fühlst.
Was ich dem zweiten Bereich zuordne, bekommt nicht so viel Zeit. Ich frage mich, was sind die konkrete Erinnungen. Und versuche die möglichst objektiv zu beschreiben. Zum Beispiel, wenn ich mal richtig enttäuscht oder ausgenutzt wurde. Dann frage ich mich, wo der Punkt war, an dem dieses oder jenes umgeschwungen ist. Daraus erschließt sich mir, was ich in Zukunft besser machen oder vermeiden kann. Ich versuche dem Ganzen dann noch positives zuzuschreiben und mir vor Augen zu führen, welche Anstrengungen ich überwunden habe, um aus der Situation zu bekommen. Ent-Täuschungen sagt ja auch immer, dass ich getäuscht wurde. Doch ich habe genau das erkannt und die Situation verändert.
Anders als beim ersten Bereich wiederholt sich das nicht so oft und stehen bleiben am Ende hauptsächlich die guten Sachen.
Das ist meine Herangehensweise. Anstrengend, mal schmerzlich, aber über die Jahre hinweg hat es mir viel gebracht und erleichtert. Vielleicht kannst du ja für dich rausziehen, was du brauchst.
Es gibt ja dieses Sprichwort "Die Zeit heilt alle Wunden". Für mich ist das Quatsch. Je nach Persönlichkeit und Widerstandfähigkeit lernt man nur mit den Wunden umzugehen.
Du machst das ganz toll! Alles Liebe für dich.