Grade bin ich mit meinen Kindern aus dem Urlaub in Marokko zurückgekehrt. Und wie so viele vor mir auch mit tausend Fragen. Ob ich nun Opfer eines Bezness Falles geworden bin, möchte ich hier mit eurer Hilfe untersuchen.
Zuerst mal die Fakten.
Ich bin Österreicherin. Mutter von zwei Teenagern (15 u 16) und wollte mit ihnen ein letztes Mal Urlaub zusammen machen, wiewohl sie in Hinkunft wohl ihre eigenen Domizile wählen werden. Ich flog mit ihnen nach Marokko weil mich das Land fasziniert, Handwerk und Küche eher als die Marokkaner schlechthin.
Schon im Vorhinein wusste ich, dass ich als absolute definierte Atheistin da so mit der muslimischen Welt meine innerlichen Wutanfälle haben würde. Aber Urlaub ist Urlaub und was muss ich da schon religionspolitisch innerlich herumgrummeln...
Da ich nix von arrangierten Pauschalurlauben halte, suchte ich mir über eine große Internet Datenbank einen Riad im Besitz eines Deutschen aus.
Buchte meinen Flug und ab gings nach Essaouira. Von den chaotischen Anreiseproblemen und dergleichen will ich mal nichts berichten, die tun nicht viel zur Sache.
Allerdings sei eines erwähnt, weil das maßgeblich für den weiteren Verlauf ist.
Jener deutsche Besitzer des Riads hat in Essaouira einen "Verwalter" der sich um die Abwicklung der Vermietung kümmert. Sein Name ist O., er ist ein freundlicher Familienvater und betreibt einen Teppichladen in der Medina. Sein Bruder (und um den geht es hier im weiteren) K. hilft ihm hierbei. Beide sprechen angemessenes Englisch und sind Musiker nebenbei. Und sind wohl sehr gut mit europäischen Gepflogenheiten vertraut. So viel vorweg.
Wir kommen also an und O. ist nicht da um die Übergabe der Schlüssel abzuwickeln. Erste Nacht in einer anderen Unterkunft, ich maile mit dem deutschen Besitzer, der ist ganz zerknirscht, ja O. sei bei der Familie der Schwiegerältern im Atlas und blablubb er würde wohl morgen auftauchen, sorry und vielmals und so....
Ich ärgere mich erstmal über so viel orientalische Zuverlässigkeit, aber am nächsten Tag werden wir empfangen und fürstlich betüdelt. Tausend und eine Entschuldigung und so weiter. Die Kids nehmen es zerkrnischt auf, sie wussten ja, es könnte chaotisch werden.
K. setzt seinen ganzen verfügbaren Charme ein und wir sind milde gestimmt. Allerdings haben wir noch keine Koffer. Das Gepäck ist noch irgendwo am Flughafen und wir müssen es in Marakech abholen. O. beschliesst, seinen Bruder K. mit mir am nächsten Tag nach Marakech zu entsenden, damit wir das abwickeln können.
Auf der Fahrt dorthin wird die Lebensgeschichte von K. erzählt. Traurig traurig....Jugendliebe verstorben unter mysteriösen Umständen und so Kram. Auch erzählt er mir, dass sie in guter Verbindung zu dem deutschen Besitzer des Riads stehen und er eigentlich nach Deutschland eingeladen worden war (der Geschäfte halber), dies aber wegen mangelnder vermuteter Rückkehrbereitschaft visumtechnisch abgelehnt worden war.
Ich erzähle ihm von meinem Leben. Alleinerziehend, Freigeist unabhängig, finanziell abgesichert usw.
Auf der Rückfahrt startet er, wie wir Österreicher sagen, den Versuch mich anzubraten. Ich lache ihn erstmal aus und weise ihn daraufhin, dass ich:
a. keine Musilma bin, noch viel schlimmer, nicht an die Existenz irgendeines Gottes glaube.
b. ich um ein wesentliches älter als er sei (20 Jahre)
c. ich Kinder hätte und in meinem Alter ganz sicher keine weiteren mehr wolle
d. ich keinerlei Absicht hätte einen Marokkaner nach Österreich zu importieren und zuletzt das ALLERWICHITGSTE:
e. sicher nicht wegen irgendwelcher Bettgeschichten nach Marokko gekommen wäre.
Punkt aus Komma.
Das tut er natürlich in seinem orientalischen Charme ab und ich amüsiere mich innerlich köstlich über so viel verschwendete Energie.
Wieder zurück mitsamt Koffern vergehen ein paar Tage in Ruhe.
Dann passiert das unglaubliche. Es wird in den Riad eingebrochen. Der Dieb steigt vom Dach aus nachts ein und bestiehlt mich meiner Bargeldvorräte. Alles andere verbleibt aus mysteriösen Gründen. Kamera, Notebook...alles da. Nur Geld wird gestohlen.
Ich marschiere kochend vor Wut zu O.
Das Entsetzen ist groß, wiederum tausend Beteuerungen, man solle Gott danken, dass das eigene Leben verschont geblieben sei, inschallah...ich koche immer noch, habe kein geringstes Verständnis vor so viel Fatalismus und bestehe auf polizeiliche Anzeige. Werde von O. dorthin geleitet, der halbe Tag vergeht mit vorsintflutlichem Getipper und Geblubber dort.
O. beschliesst, K. werde von nun an im Riad übernachten. Zack, der Hammer fällt und damit selbstverständlich auch mein innerer Widerstand gegen K.'s verliebtes Getüdel. Wir sitzen in romantisch flackerndem Kerzenschein auf der Terrasse und er sülzt mir die Ohren voll, Liebe Liebe und nochmals Liebe und er sehe mehr und irgendwann nach Stunden voller tiefer Blicke in seine, zugegebener Maßen wunderschönen, Augen flüstert mein europäischer Teufel mir zu: "Nun gib schon auf!"
Das habe ich dann auch, mit dem mir wichtigen Hintergedanken: Is ja nur Urlaub und so....
Wir verbringen die Tage wie eine Familie.
Er bemüht sich unglaublich um meine beiden Teenager, die sich sehr über seine Avancen amüsieren.
Er bemüht sich um mich, wir reden uns um Kopf und Kragen. Ich versuche ihn immer wieder mit europäischem Gedankengut zu schockieren.
Freie Liebe und so Kram. Eigenständigkeit und all das. Erzähle ihm von meinem Leben....detailierter. Entführe ihn in eine noble Hotelbar, ich will einen Mochito, alkoholtrinkende, rauchende Österreichische "bitch" und dergleichen....nichts bringt ihn ab. Und dabei vergeht kaum ein Tag andem ich nichts von Allah hören muss.
Wir benehmen uns wie ein Ehepaar. Huschen durch den Souk einkaufen, kochen zusammen, sitzen in Cafes herum und trinken Tee, gehen schwimmen am Strand..usw.
Sein Bruder O. bemerkt die Annäherung. Er freut sich. Er meint zu mir (wir sind uns altersmäßig ähnlich) ich brauche das. Liebe und so. Er sehe das. Ich stimme ihm zu und wir lachen über Konventionen. Das Lachen bleibt mir im Hals stecken, als ich mir Gedanken zu machen beginne. Was geht hier vor? Ich recherchiere im Internet über Liebesdinge bei den Moslems. Mir wird übel. Ich tröste mich mit dem Gedanken, die Familie ist Tuareg und da sei das alles ja so viel anders...
Also setze ich mich hin und schreibe dem deutschen Besitzer ein Mail in dem ich die amouröse Entwicklung andeute. Der schreibt zurück, er freue sich unglaublich und ich solle keine Angst vor Vermischung von wegen Kultur und so weiter haben, die Eltern seien sehr weltoffen und so weiter.
Jener Deutsche, der K. wegen Einreise auch angeboten habe, ihm eine Frau zu besorgen, zwecks Heirat. Jener Deutsche, der ihm sogar anwaltlich behilflich sein will zwecks Einreise Visum nach Deutschland. Der freut sich also, dass sein Protege sich in eine 20 Jahre ältere Österreicherin verknallt hat und nun gar nimmer weiss wo oben und unten ist. Ahja, denke ich mir. Wenn sie so gut befreundet sind, werde ich mal dem Deutschen einen Besuch abstatten, schliesslich ist er nciht weit von mir entfernt (Bayern) und ein paar Worte wechseln.
Dann beginnt K. mich zu verwirren.
Ich soll nach Marokko ziehen. HÄÄÄ????
Schätzchen, ich habe ein gutes Leben in Salzburg und ein Haus in Ungarn rießen Grund dort und große Lust mich dort niederzulassen.
Nein, mein Herz, in die Wüste gehen wir beide, nur du und ich, zwei Kamele und ein Zelt....
Ja, Sweetie und was ist mit meinen Kindern?
Die sind ja schon fast erwachsen, da findet sich schon ein Weg.
Ja wie, du willst nicht nach Österreich?
Wenn es keinen anderen Weg gibt, dann müssen wir halt heiraten.
So also die Entwicklung. Irgendwie verwirrt mich einiges.
Sein Wunsch nach Europa zu kommen ist nicht so vordringlich, oder aber er versteckt ihn gut.
Sein Bruder hat nichts gegen die Entwicklung, oder aber er versteckt seinen Widerstand/Absichten gut.
Sie haben in der Familie bereits einen Sohn, der nach England ging (Kind dort) nach Spanien ging (Kind dort) und schließlich wieder in Taroudant bei der Familie lebt.
Ihr deutscher Freund und Besitzer und gewissermaßen Arbeitgeber begrüßt die Entwicklung oder aber versteckt seine Absichten gut.
Ich soll zurück nach Marokko um WAS zu tun? In der Wüste herumnomadisieren? (Noch alle Tassen im Schrank?) Der Liebe wegen? Was werden wir essen? Kamelmilch?
K. will groß ins Geschäft einsteigen. Welche Rolle spiele ich dabei? Die der Vermittlerin?
Mit seinen 26 Jahren will er mit dem Deutschen ein paar Geschäfte machen, Arganöl selbstverständlich und anderen Kram, wenns notwendig ist, will er nen paar Jahre also hier verbringen, aber sicher nicht den Rest seines Lebens....das stellt er sich anders vor. Mit mir herumreisen und Liebe und nochmals Liebe.
Sein Bruder sagt zu ihm: "Höre auf sie, sie weiss mehr als du und lerne von ihr"
Ich sage zu ihm: " Das wird alles sehr schwer"
Der deutsche Besitzer/Geschäftsmann sagt: " Macht das Beste draus!" Und will mich kennenlernen.
Jetzt sitz ich hier in Salzburg, bin verwirrt und emotional zerrissen. Einerseits ist mir das alles zu verworren und Aladins Wunderlampe-mäßig, andererseits ist er natürlich schon ein ganz besonderer Schnuckel.
![Smile :-)](./images/smilies/icon_smile.gif)
Und ich sehe auch kaum Grund mich zu fürchten, mein Hirn setzt meist nur kurz aus. Ruinieren würde ich mich sehenden Auges nicht.
Falls also einer von euch eine erhellende Idee hat, was hinter diesem verwirrenden Konstrukt steckt, nur heraus damit.
Bezness oder nicht?
Und gleich mal entschuldige ich mich für die Textwüste. Sollte was unklar sein, ich bin sicher ich kann zur Aufklärung beitragen im weiteren Verlauf.
Mit lieben Grüßen
Lay
Ich habe noch ein paar Absätze eingefügt, LG Micky