Ob es nun Bezness war oder nicht, es wäre sicher über längere Zeit nicht gut gegangen mit
euch beiden, es ging ja jetzt schon nicht gut.
Ich denke, Du hast am Anfang gedacht, eure gemeinsamen türkischen Wurzeln würden
eure Beziehung leichter machen. Natürlich ist es gut, wenn beide die gleiche Sprache
sprechen.
Aber dazu gehört auch, dass beide Partner wie man so schön sagt, einander auf gleicher
Augenhöhe begegnen.
Das war aber bei euch nicht der Fall. Außer seinem schönen Äußeren hatte er doch nicht viel
zu bieten. Wie habt ihr euch eine gemeinsame Zukunft vorgestellt? Er hat Kleidung im Bazar
verkauft, wie hätte er Dich und eure Kinder angemessen versorgen können.
Du hast Dich ja anscheinend auch für ihn "geschämt", zumindest hast Du ja deinen Eltern nichts
von dieser Beziehung erzählt. Du schreibst ja selbst, dass diese Männer nur schwer eine
türkische Frau finden.
Ich glaube, Du wärest totunglücklich geworden, wenn Du diese Beziehung weitergeführt hättest.
Er hat Dich doch schon komplett kontrolliert, gegen deinen Willen zum Sex gezwungen, Dich
von deiner normalen Welt isoliert.
Was meinst Du,wie er Dich als Ehefrau behandelt hätte.
Und was deine Eltern dazu gesagt hätten.
Du schreibst ja von Problemen mit deinen Eltern, vor allem mit deiner Mutter in deiner Kindheit.
Es ist nur ein Gedanke, aber kann es sein, dass die Beziehung zu einem Mann, den sie eher als
"Abschaum" bezeichnen würden, eine Rebellion gegen deine Eltern war. Nicht immer nur die
brave Tochter mit guten Noten zu sein.
Als ich damals meinen ägyptischen Mann geheiratet habe und dann in Kairo in unserer Wohnung sass,
habe ich mich auch oft gefragt: Wie tief bist Du gesunken? Hast Du dafür studiert, um einem
arabischen Mann den Haushalt zu machen, zu kochen und jeden Tag die Wohnung zu putzen?
Dazu muss ich sagen, dass ich in Kairo Arbeit gesucht habe, aber zuerst noch jede Menge
Papiere beschaffen, übersetzen und beglaubigen lassen musste. Nach mehreren Gesprächen
in Kliniken und auch nach eigener Erfahrung als Patientin dort habe ich gemerkt, dass ich mit der ägyptischen
Mentalität der Ärzte dort nicht zurechtkomme.
Nach 2 Jahren bin ich nach Deutschland zurückgekehrt und
bin darüber sehr glücklich. Auch für meine Tochter war es das Beste.
Ich glaube schon, dass Dich dein Freund auf seine Art geliebt hat. Aber vielleicht auch mit dem
Gedanken daran, mit deiner Hilfe nach Deutschland zu kommen oder mit Unterstützung deiner
wohlhabenden Eltern ein Geschäft in der Türkei zu eröffnen.
Du schreibst ja, er hat wirklich einen Selbstmordversuch unternommen, ob aus Liebe oder aus
Verzweiflung, dass seine Zukunft wieder ungewiss ist, wirst Du wohl nie erfahren.
Auf welche Art er es versucht hat, schreibst Du nicht, er hat es ja überlebt.
Was willst Du mit einem Mann, der gleich damit droht Dich und sich umzubringen, wenn
es nicht nach seinem Willen geht.
Sei froh, dass Du es geschafft hast, diese Beziehung zu beenden.
Die Dir entstandenen Schäden kann man nicht in wenigen Tagen beseitigen. Das braucht sicher
einige Zeit.
Tabiba
P.S.: Zu der Bemerkung deines Chirurgenfreundes: Natürlich sehen viele Chirurgen etwas
herablassend auf uns Anästhesisten hinab. Aber da stehen wir drüber

Ohne uns könnten sie gar nicht arbeiten. Und wie in allen Berufen, es gibt nette Chirurgen (eigentlich
die meisten) und absolute Ekel.
Aber wir haben auch so manche Tricks mit denen wir die Chirurgen ärgern können
