Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

zum Thema Bezness

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Samra
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Samra » 27.05.2015, 01:34

Liebe Lizzie,
das glaube ich auch.

Und obwohl Ägypten damals noch schön war, gab es eben schon genug Dinge, die mich nach meinem Aufenthalt dort Nordeuropa sehr schätzen gelehrt haben.
Zum einen liebe ich lange Waldspaziergänge mit meinem Hund und zwar alleine - in Ägypten abgesehen vom fehlenden Wald auch damals schon aus sicherheitstechnischen Gründen undenkbar.
Ich hatte schon immer viele männliche Freunde (platonisch) aus verschiedenen Ländern und gehe mit ihnen frei und unbefangen um. Auch das in verschiedenen Ländern, besonders Ägypten und islamische Länder undenkbar.
Ägypten war damals zwar freier, aber nicht frei. In Deutschland war ich in der Frauenbewegung aktiv, damals auch auf linken Demonstationen etc.. Das hätte ich mich mal in Ägypten wagen dürfen.
Ich treibe gern Sport und habe das auch damals schon gerne getan. In der Öffentlichkeit in Ägpten ist das ein sich zur Schau stellen und das tut man nicht.

Ich habe damals einen Begriff davon bekommen, was echte Armut heißt, denn das konnte man natürlich durchaus dort sehen einschließlich all seiner Begleiterscheingungen. Seitdem weiß ich meine deutsche Krankenversicherung, meine relative Sicherheit, die Hygiene hier (Stichwort Kakerlaken oder plötzliche tödliche Infektionen (dort erlebt)) sehr zu schätzen und habe mein Leben hier, mein damaliges Studium und meinen beruflichen Weg sehr viel ernster genommen, denn ich wußte nun, das ist in den meisten Ländern nicht selbstverständlich, dass ich als Frau Zugang zur höheren Bildung habe. - Auch wenn meine Schwägerinnen wie schon geschrieben das Privileg hatten, studiert zu haben und zu arbeiten.

Das möchte ich schon betonen: Trotz nicht-Bezness-Beziehung und wie ich denke echter Liebe meines Ex-Mannes und obwohl Ägypten damals schöner war hätte ich damals schon nicht so wie Du die Kraft gehabt, dort zu leben. Obwohl ich den Orient liebte, seine Musik, Om Kalthoum (ich habe die Schreibweise vergessen) die damalige Fröhlichkeit und den Humor der Menschen. Das Wichtigste war mir doch die Selbstbesimmung als Frau und die konnte ich für keine Liebe dieser Welt aufgeben.

Atin
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Atin » 27.05.2015, 14:25

Nur weil die Frauen dort zusammensitzen und es locker war heißt das noch lange nicht das es ihnen Spaß gemacht hat außer vielleicht endlich mal unbeobachtet zu sein und halbwegs tun und lassen zu können was sie wollten.

Ich erinnere mich an eine Gegebenheit:
Die Studierende Schwester eines Bruders (er ist beim Abi durchgefallen) hatte seiner Meinung nach zu lange geschlafen und was macht der hirnlose Heini?
Brüllt durch das ganze Hause das sie gefälligst aufzustehen hat. Hallo selbst ich bin davon wach geworden und habe nur noch geflucht. Aber das ist ja normal dort.

Oder:

Mich stört dieses Anfassen schon also ich kann das nicht so gut leiden. Nervt irgendwie.
Aber andere Länder andere Sitten .
Wissen ist Macht.

Lizzie
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Lizzie » 29.05.2015, 09:51

Hallo und Guten Morgen,

wahrscheinlich wollte die Niete frühstücken und war nicht imstande ( und auch nicht willens) sich selber Tee zu machen, Mutter nicht da, nun muss natürlich die Schwester herhalten.
Das ist die ägyptische Erziehung: von Kindheit an dürfen sich die Jungs alles erlauben und die Schwestern nichts, und sollen sie auch noch bedienen. Oft ist es bei ärmeren Familien auch so, dass aus finanziellen Gründen nicht alle Kinder in die Schule geschickt werden können.
Natürlich werden dann nur die Jungen hingeschickt auch wennn die Mädchen nicht nur fleißiger sondern auch noch wesentlich intelligenter sind.
Nachdem meine Söhne eine Zeitleng ( nach der Trennung) bei ihrem Vater waren, kam der ältere wieder zu uns nach Österreich.Der ägyptische Einfluss zeigte sich schnell. als er seine ältere Schwester aufforderte ihm Tee zu machen.

"Alles was du brauchst ist rechts oben in Küchenschränkchen, mach ihn dir bitte selber", bekam er zur Antwort. Darauf er: "ich habs mir anders überlegt, eigentlich will ich doch keinen Tee trinken."
Es dauerte ein paar Tage bis er wieder in den "österreichischen Modus" fand, denn in Ägypten hatte halt immer die Haushälterin alles gemacht.

Als die Kinder klein waren habe ich immer dafür gesorgt dass es keine Privilegien für die Jungen gab und das wurde auch von den Jungen akzeptiert die zu Besuch kamen. Die kamen trotzdem alle sehr gerne und wollten am liebsten auch noch über Nacht bleiben, obwohl sie bei mir längst nicht alles durften was sie zu Hause durften und schon ihren Rüffel abbekamen wenn sie die Mädchen ärgerten.

Wenn die Ägypterinnen zusammen sitzen, da gibt es genug Gesprächsstoff. Weibliche Angelegenheiten wie etwas Abtreibungen oder Reparaturen,
Diskussionen über die Ehemänner, und last but not least, wenn dann eine die Runde verlässt wird erst einmal ordentlich "ihr Fell gezaust" das heisst über sie hergezogen.
Sollten zufällig zwei "Intimfeindinnen " in der Gruppe sein, dann werde sich die zur Begrüßung abküssen, und zuckersüß lächeln und sich mit Habebti, ya Ruhi (meine Seele) ya kalbi ( mein Herz ) usw. titulieren, sodass ein nicht Eingeweihter denkt das sind die dicksten Freundinnen.
Und dann kommt's: Jeder Satz hat eine doppelte Bedeutung und ist ein kleiner Nadelstich, Beleidigungen werden wie Komplimente verpackt, man braucht als Ausländer sehr lange und eine wirklich profunde Kenntnis der Sprache bis man da durchblickt.
Da erkennt man dann dass zum Beispiel ein Satz wie:" Wunderschön sind deine Haare gemacht.Gehst du noch immer zu diesem Friseur der das Super Glättungsmittel hat?) kein Kompliment sondern eine Bloßstellung ist.(ein Hinweis dass sie Kraushaare hat ( ein großes Manko in Ägypten)die sie immer glätten muss.
Hast du meine klassen Sandalen schon gesehen? Hat mir mein Mann aus Paris mitgebracht!
Mabruk (Gatuliere) ya habebti, wirklich sehr schön, aber die Füsse sind doch aus Mansouria.

Solche Runden waren meist sehr lehrreich aber ermüdend weil man immer auf der Hut sein musste und ausserdem wusste ich genau, wenn ich ging würde man , kaum dass die Türe zu war, anfangen mein " Fell zu zausen" wie sehr , das konnte ich mir lebhaft vorstellen.

Wobei ich wirklich anerkennen muss dass meine zwei Schwägerinnen mich stets vehement verteidgten. Dafür gab es genug andere die kein gutes Haar an mir lassen wollten.

L G Lizzie

gadi
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von gadi » 29.05.2015, 12:31

Wieder einmal schönen Dank, liebe Lizzie für deine interessanten und tief blicken lassenden Beiträge, mache weiter so bitte :wink: :!:

Wurde eigentlich relativ oft/viel über "Reparaturen", Abtreibung usw. geredet unter den Frauen?

Und diese Gehässigkeiten untereinander und das üble Nachreden, passierte das quasi beinahe immer in einer solchen Gesprächsrunde?
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Lizzie
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Lizzie » 29.05.2015, 16:24

Hallo Gadi,


Ich kam da meist irgendwie zufällig dazu oder auch gezwungenermassen weil ich meinen Mann begleiten musste. Auch sonst gab es Gelegenheiten wo man halt pflichtgemäss erscheinen musste und wo dann die Frauen getrennt von den Männern zusammen sassen, nach einem Begräbnis zum Beispiel. Was für sujets dann zur Diskussion standen hing auch davon ab wie gut man einander kannte.

Wobei das schon manchmal eher ein bisschen komisch war.Du kommst rein, sprichst dein Beileid aus, allegemeines Geschluchze und Geschniefe, dann sitzt man eine Weile und trinkt Tee, bis dann eine fragt.Lizzie, ich habe gehört du hast heuer so chice Salopettes in deiner Kollektion, gibt es die auch in meiner Größe. Wir unterhalten uns also ein bisschen bis der nächste Trauergast eintrifft. Nun brechen die Haupttrauernden wieder in Tränen aus, der Verlust wird laut beklagt, nachdem sich dann alle wieder gesetzt haben:"Wo waren wir stehengeblieben Lizzie, ach ja, in welchen Farben hast du denn die Dinger ? usw.bis wieder jemand kam...........

Von mir wurden solche Gefühlsausbrüche Gott sei Dank ohnehin nicht erwartet, geschweige denn mir die Haare zu raufen oder mit den flachen Händen ins Gesicht zu schlagen wie es die "baladi Frauen " machen, da man als Ausländer ohnehin als "bared" = kühl und nicht gefühlsbetont galt.
Im alten Ägypten "ließen" die vornehmen Ägypter trauern, das heisst man mietete Klageweiber ( die sich dann die Haare rauften, das Gesicht zerkratzten, weinten und klagten....)Übrigens schafften es die Frauen auch problemlos sich bei passender Gelegenheit mit einer Ohnmacht aus der Affäre zu ziehen.

Unter engeren Freundinnen wurde häufig über die Ehemänner hergezogen und zwar in einer Art und Weise dass ich oft dachte ich hätte das jetzt falsch verstanden, es konnte doch nicht angehen so etwas von sich zu geben, aber die machten sich höchstens über mich lustig wenn sie merkten wie betreten ich guckte.

Na ja und die kleinen Nadelstiche und als Kompliment verpackten Beleidigungen gehörten einfach dazu.
Anfangs habe ich sie meist gar nicht verstanden ( aber meine Tochter schon, die hat das von den Mädchen in der Schule viel schneller gelernt) und später habe ich sie oft einfach ignoriert und mir gedacht rutscht mir doch den Buckel runter.

Übrigens Abtreibung und Reparaturen waren auch ein Thema unter meinen Näherinnen, und da waren sie, das muss ich sagen wirklich solidarisch und hielten zusammen und natürlich auch dicht, denn es durfte ja keiner wissen.


L G Lizzie

Dalama
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Dalama » 30.05.2015, 01:50

Lizzie,

mich würde im Zusammenhang mit dieser Art der "Geburtenkontrolle" mal interessieren:

Wussten die Männer nichts davon, weil sie dagegen gewesen wären oder hat es sie einfach nicht interessiert? Und wer hat das dann durch geführt? Alleine zu einem (männlichen) Arzt zu gehen, kommt wohl eher nicht in Frage. Gab es spezielle Frauen, die das durchführten?

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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Lizzie » 30.05.2015, 03:05

Hallo Dalama,

die geht mit ihrer Freundin hin oder auch mit zweien. Jede sagt sie muss die andere begleiten. Es gab auch einige wenige Ärzte die in Armenvierteln umsonst behandelten, Ratschläge gaben, Pille verschrieben.Aber bei der Pille stellten sich sehr oft die Männer quer.
Abtreibungen sind in Ägypten illegal, werden aber trotzdem durchgeführt aber oft von unqualifizierten Personen und unter unhygienischen Umständen
Für Reparaturen waren Spezialisten zuständig.
Gemeinsam bekamen die Frauen es hin das Ganze zu erledigen ohne dass ihre Männer was spitzkriegten.

Auf dem Land war es sicher noch schwieriger, , da gab es "weise Frauen " die wussten wie man eine ungewollte Schwangerschaft los wurde, was natürlich gefährlich war und schon mal mit dem Tod endete.
Dass sich da nie ein Mann fragt, wie verzweifelt eine Frau eigentlich sein muss um sich auf so etwas einzulassen, wirft ein sehr schlechtes Licht auf das Gros der ägyptischen Männer.
Wenn du da häufig mit den Typen aus der Unterschicht zu tun hast, und und es miterlebst wenn deine Näherin blau gehauen zur Arbeit kommt, oder der geschiedene und neu verheiratete EHemann der Frau und den Kindern die Wohnung wegnehmen will, wenn die Frau mit dem BAby kommt weil der Ehemann sie verprügelt und rausgeworfen hat (grund :das Kind war ein Mädchen) dann bekommst du mit der Zeit solche Aversionen diesen Typen gegenüber, dass du sie nicht mehr sehen kannst. Wenn die nur den Mund aufmachen möchtest du denen schon eins überbraten.

Die Frauen die sich im Hotel anbaggern lassen,sollten sich im klaren darüber sein dass die meisten die dort arbeiten aus eben diesem Umfeld kommen und einen ähnlichen (Un)Bildungsstandard und eine ähnliche Geisteshaltung haben.
Ich glaube wenn man das weiss, verliert das Exotische schnell seinen Reiz.
Die Vorstellung dass er den Touristinnen was vorsülzt und den verliebten Cicisbeo spielt, zu HAuse womöglich eine Frau hat an der er seinen Frust ausläßt wenns mit der Touristin nicht geklappt hat, ist nicht besonders antörnend.
ES kommt halt immer auf denn BLickwinkel an.

Lizzie

Atin
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Re: Kurzfilm zum Thema sexuelle Belästigung

Beitrag von Atin » 01.06.2015, 15:24

Viele Frauen sollten sich klar machen das es nicht nur Höhenflüge gibt und genauso tief kann man fallen.

Vielleicht ist es einigen aber auch egal und deren Abhängigkeit ihm ihr gegenüber sogar erwünscht. Ich meine selbst die Deutschen labern nicht so einen Schrott (Floskeln, isch-liebe-disch...) und die Dame glaubt das auch noch.


Ich kenne das auch nur das man sich beklagt und beschwert. Ob bei den Kunden oder während des Kaffeeklatsch. Wenn mal alle zusammen sind dann gibt es auch immer nur die selben Themen.

Am liebsten ärgerte die Oberzicke Meinen mit Sachen wie: - dein Kind sieht dir aber nicht ähnlich, hättest mal eine von uns geheiratet dann hätteste ein angenehmes Leben, zu mir: verwöhnte Luxustussi, gib nicht so an etc.

Ganz ehrlich, das was im letzten Beitrag steht gönne ich denen schon. Selbst schuld. Ich kenne die nur als Unhöflich und neidisch, weil ist ja alles sooo viel besser im Westen.
Wissen ist Macht.

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