Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Ich habe mich ja zurück gehalten, weil andere schon die wesentliche Punkte aufgegriffen haben, aber mal ernsthaft, Augenstern, du bist studierte Lehrerin! Objektivität ist einer deiner Kernkompetenzen.
Verliebtheit, rosarote Wolken, alles schön und gut, aber kannst du an deine Beziehung nicht ein kleines bisschen realistischer rangehen? Das einzige, was mir an deiner Darstellung realistisch erscheint, ist der Threadtitel (sofern das Fragezeichen durch einen Punkt oder ein Ausrufezeichen ersetzt wird).
Du sagst, es sei kein Bezness. Okay, gehen wir mal davon aus, dass es stimmt. Macht dir der Alters- und Erfahrungsunterschied nichts aus? Was hast du denn bitte in den letzten zehn Jahren erlebt und stell dir mal vor, dass dein Freund nichts, aber auch rein gar nichts davon erlebt hat.
Mit seiner Erfahrung als minderjähriger (unbegleiteter?) Flüchtling hat er ganz andere Traumata zu überwinden. Was verbindet euch denn?
Ich glaube ja, dass er charmant und treuselig wirken kann. Den Beleg dazu findet du in hunderten Geschichten hier. Ist das für dich alles, was zählt?
Selbst wenn alles passt (warum sollte sich ein junger Mann nicht in seine Lehrerin verlieben? Das gibt es häufiger als man denkt, hat allerdings auch ein gewisses Ablaufdatum), bleibt immer noch der Konflikt über die Religion bestehen. Sehr gut, dass du das erkannt hast. Wie wollt ihr das aus der Welt schaffen? Dein Freund wird ja wohl schlecht den Koran neu schreiben können. In eurem Fall gibt es sogar nicht einmal Interpretationsspielraum. Als Atheistin gehörst du keiner Buchreligion an und damit ist es Sünde für deinen Freund ernsthaft in Erwägung zu ziehen, mit dir zusammenleben zu wollen. Übrigens ist es geläufigen Interpretationen nach erlaubt, dich zu belügen, dich zu betrügen, dir zu schaden, da du eine Ungläubige bist. Wenn du also den Religionskonflikt wahrnimmst, solltest du auch die vielen, zum Teil sehr strikten Regeln des Islams wahrnehmen.
Dein letzter Satz hat mich fast von meinem Glauben abfallen lassen (der Glaube an Logik) und ist letztlich auch der Grund meines Beitrages. Die Leute [seine Familie] haben so viel Leid erfahren. In der Tat! Ein Grund mehr, sich an Traditionen und ihrer Kultur zu halten, denn das spendet Kraft. Das ist ein ganz natürlicher Mechanismus im Menschen. Aber wie kommst du darauf, dass sich die Leute das Leben schwer machen, nur weil ihr Sohn eine Ansprechpartnerin und Fürsorgerin hat? Es würde an Hirnlosigkeit grenzen, wenn sie dein Angebot nicht annehmen. Ob sie dem Sohn jetzt genehmigen sich die Hörner abzustoßen oder nicht, kannst du genau so wenig beeinflussen wie er. Auch eine Zustimmung zur Heirat halte ich nicht für ausgeschlossen. Die Frage ist halt der Zweck. Bei dir wäre es sicherlich Liebe, bei ihm... das wirst erst nach der Mindesthaltbarkeitsdauer der Ehe feststellen können.
Ist dir das dieses Risiko wirklich wert? Du verlierst wunderbare Jahre in der Blüte deines Lebens. Du hast eine schöne Wohnung, bist beruflich erfolgreich. Du kannst in den wahren Geschichten und in den Threads lesen, wie es Frauen ergangen ist, wenn dann das wahre Gesicht ihre Partners erschien. Das ist ja nicht vergleichbar als wenn eine gleichberechtigte Beziehung endet. Ich nehme mal an, dass jede von uns auch schon mal Liebeskummer überwinden musste, auch ohne Bezness. Schaffbar, aber wenn man benutzt wurde, einem etwas durchgehend vorgespielt wurde und man sich die Frage stellt, "warum habe ich mich nur darauf eingelassen- ich ahnte doch, dass es eine Beziehung mit Ablaufdatum ist", hat das ganz andere Ausmaße.
Ich bin mir absolut sicher, dass keiner dieser gut gemeinten und teilweise sehr hart formulierten Beiträge etwas an deinen Entschluss ändern wird. Ich würde mir auch nichts von einer anonymen Forengemeinde einreden lassen. Aber vielleicht kommt ja irgendwann, wenn es noch nicht zu spät ist, dieser lichte Moment und du rufst dir die Impulse, die du hier bekommen hast, in Gedanken und das ist dann letztendlich das Zünglein an der Waage. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du zu denen gehörst, die aus den Fehlentscheidungen anderer lernen kannst.
Eine Frage sei mir zum Abschluss noch gestattet: er hat seit September eine Neubauwohnung?

ist er Immobilienbesitzer oder wie kann das verstanden werden? Sollte Neubauwohnung ein neuer Begriff für "neue Zelte; neue Container; neu umgebaute ehemals genutzte Baumärkte" sein, dann Hut ab- so viel rosarot Umschreibungen kriegt sonst kaum jemand hin.
Ich gehe mal eher davon aus, dass ihm diese Wohnung zu gewiesen wurde. In diesem Fall darf er rein rechtlich gar nicht bei dir wohnen, aber wen stört das schon...