Wo fang ich an. Um einiges besser einschätzen zu können, ich war in meiner Jugend mehrere Jahre mit einem Tunesier hier in Deutschland zusammen, inklusive Familie kennenlernen und dem ganzen Kram. Das was ich daraus gelernt habe, sind viele kulturelle Eigenheiten und zumindest soviel arabisch, dass ich Zusammenhänge verstehe, auch wenn ich nicht sprechen kann.
Ich mochte Ägypten beim ersten Mal, es macht mir Spaß stundenlang mit einem Buch am Meer zu sitzen, zu lesen oder aufs Wasser zu starren. Das Land gibt mir ein Gefühl von Ruhe, weil das Leben so ganz anders ist als hier. Ich habe keine Verantwortung oder Sorgen, als mich aus dem Bett zu bekommen, zu essen und mir die Zeit zu vertreiben – Urlaub eben.
Bereits bei meinem ersten Besuch haben sich diverse Herren an mir erfolglos versucht. Bequatschen lasse ich mich sowieso nicht und ich vermeide tunlichst jegliche Fremdsprache außer Höflichkeitsfloskeln oder Bitten äußern. Sollen sie ihre Kunst in Deutsch versuchen. Auf jede körperliche Nähe unter 70cm reagiere ich sofort mit einem Schritt zurück und auf flinke Hände mit einem ‚Fass mich nicht an‘. Mein erster Urlaub in Ägypten war also sehr schön und entspannend.
Ich war noch einige weitere Male dort, so dass mich gefühlt jeder Verkäufer auf der Sheeraton persönlich kennt und es sich rumgesprochen hat, dass Anmachen vergeblich Liebesmühe ist.
Und im Winter musste ich hier einfach weg, weil es im Büro so stressig war das gesamte Jahr, so dass ich wirklich im Dezember und Januar vier Wochen Urlaub am Stück hatte – muss ja auch weg. Ich war ausgebrannt und habe nicht aufgepasst, da hatte ich Sweetheart an der Back. Da ich Single bin habe ich mir nichts weiter dabei gedacht und zu mir gesagt, versuch es einfach. Die Biochemie hat definitiv von beiden Seiten gestimmt. Und dann kamen seine Wort, leider kann er zumindest ausreichend deutsch, so dass wir uns sogar streiten können – das ist glaube ich seine beste Eigenschaft oder sein größtes Talent – er ist unglaublich sprachbegabt.
Lange Rede kurzer Sinn, ich bin drei Monate später für eine Woche geflogen um ihn näher kennenzulernen. Da war noch alles schick, ich habe mir ein Hotel genommen, obwohl er das nicht wollte – aber ich wohne nicht mit jemandem zusammen in einem fremden Land, denn ich effektiv ein paar Stunden kenne – könnte ja ein Massenmörder sein. Der Urlaub verlief erfreulich, er hat jeden Tag ein paar Stunden gearbeitet und sich ansonsten sehr um mich bemüht. Kaffee trinken, Aufmerksamkeiten, Gespräche – aber die wurden nie tiefer und die Fragen zu meiner Person waren eigentlich immer mit meinem finanziellen Background verbunden. Wir haben auch sehr viel gelacht – ich gehe davon aus, dass wir denselben Humor teilen. Es war relativ unterhaltsam und ich kam entspannt zurück. Meine einzige Investition war ein Armband (Stahlschmuck), was ich aus Deutschland für ihn mitgebracht habe.
Der nächste Urlaub wurde geplant und jetzt kam die gemeinsame Wohnung. Obwohl ich das Forum schon sehr lange kenne, habe ich die Kosten getragen. Alles in allem 1000 € für 10 Tage Wohnung, Essen gehen, ein paar Ausflüge – und da ich beruflich viel mit Kostenschätzungen zu tun habe, hat meine Überschlag ergeben, dass er ca. 400 € über hatte. Aber alles lief sehr nett und da er mir erzählt hat, dass seine Familie arm ist – und ich es eben nicht bin, habe ich mir gedacht. Egal, dann behält er den Rest und er hat in der Zeit auch nicht gearbeitet. (ja, das war nicht sonderlich klug)
Es gingen viele Nachrichten hin und her, viel Liebesschmalz usw.. Es war schön und hat sich erst einmal gut angefühlt. Zum Glück für mich, hat der berufliche Stress nachgelassen, so dass ich wieder klarer wurde. Und nachdem ich zu Hause war, dass Denken einsetzte. Mit fiel auf, dass die Gespräche sehr oberflächlich waren und er von sich so gut wie nichts erzählte. Außer grobe Umschreibungen seiner Familienverhältnisse (falls die stimmen) und der Information, dass er nicht verheiratet ist und keine Kinder hat, obwohl er 40 ist – wußte ich nichts von ihm. Und es kamen auch keine Pläne für Zukunft oder ähnliches. Immer nur, dass er mich für immer will – die Form des Wollens wurde im Dunklen gelassen.
Und dann stand unser nächster gemeinsamer Urlaub an und da kam es Dicke. Ich fuhr schon mit einem unguten Gefühl, weil wir vorher schon wegen Geld gestritten hatten. Nachdem ich die Tickets gebucht hatte, versuchte er mir zu erzählen, dass für 10 Tage keine 1000 € reichen. Meine Erklärung dazu war, für das Geld kann ich in Deutschland 10 Tage Urlaub mit zwei Personen machen, da wird es für Ägypten wohl auch reichen. Er hat dann gebockt und versucht mich Anzuschweigen. Das ist aber etwas, was ich kenne und vor allem selber kann. Ich habe ihm nach einer Woche nur gefragt, ob ich jetzt ein Hotel buchen soll. Da hat er sich sehr schnell wieder eingekriegt.
Ich bin dann geflogen, die Wohnung war schön, sauber und wir haben uns am ersten Tag gut verstanden. Wir mussten zum Baden an einen Hotelstrand – hat er einen Flat gemacht, 10 Tage 1500 Pfund und war blöd genug mir die Quittung zu geben. Und ich musste feststellen, dass sein Nachname nicht der war, den ich kannte. Und schrillten meine Alarmglocken.
Es kam aber noch besser, an diesem Hotelstrand hatte ein Kumpel von ihm einen Shop. Er hat also jeden Tag stundenlang mit diesem Kumpel getratscht – so hätte es für mich ausgesehen, wenn ich kein Wort verstanden hätte.
Ganz knallhart hat sein Kumpel mit ihm diskutiert, was er alles von mir verlangen soll und was normal wäre und wir er mir das am Besten verkauft. Und irgendwann ließ er Abends die Bombe platzen. Er will ja eine Zukunft mit mir und das er in Deutschland keine Chance hätte einen Job zu bekommen. Wir könnten ja eine Wohnung kaufen, dann müssten wir nicht immer eine mieten. Ich habe gefragt, was das kostet 20.000 € für zwei Zimmer hätte letzten eine Europäerin bezahlt. Ich habe nur noch ok gesagt, aber alle weiteren Planungen abgewürgt, indem ich mir so eine Wohnung erst einmal ansehen wollte.
Er hat es wohl schon als Zustimmung aufgefasst und am nächsten Tag ging es weiter. Es würde ja in der Memscha neue Hotels gebaut und er hätte da ja gerne einen Shop mit mir zusammen. Meine Frage, was kostet das – mittlerweile war ich mit ihm schon fertig und wollte nur wissen, wie dreist es noch wird. Ok und jetzt festhalten, der Vorvertrag für 15.000€ kosten und nach drei Monaten noch einmal 10.000 € - die Preise sind ohne Inneneinrichtung und Waren – NO COMMENT.
Ich war angepisst und sauer, dass hat er natürlich gespürt und hat versucht mir die große Liebe vorzuspielen und wieder von einer Zukunft gefaselt. Die Zukunft sollte allerdings jetzt so aussehen, ich kaufe Wohnung & Shop, er lebt da und ich lebe in Deutschland. Wenn ich alle paar Monate komme, dann leben wir zusammen in meiner Wohnung.
Das war unser letzter Abend und ich bin am nächsten Tag geflogen.
Zu Hause war ich erst einmal etwas runter mit den Nerven, sauer, enttäuscht und das ganze Programm. Und dann habe ich zum Gegenangriff angesetzt.
Ich habe ihm mitgeteilt, wenn er das von mir will, wie er das mit seinem Glauben vereinbaren kann. Und ob er wirklich glaubt, dass es für mich eine annehmbare Vorstellung ist, eine Beziehung über 4000 km, in der man sich 2-4 mal im Jahr sieht. Da kam viel Blabla, dann kam Ignoranz, dann Liebesschwüre – volles Programm.
Am Ende habe ich ihm mitgeteilt, wenn du das Geld will, dann stelle mich deiner Familie vor, heirate mich in Kairo und wir feiern eine Hochzeit in deiner Heimatstadt – Antwort: Wir reden darüber, wenn du wieder da bist.

Also die Frage, womit er sein Geld verdient stelle ich mir nicht mehr – die Antwort kenne ich.
Warum ich so dumm war: Prinzip Hoffnung mit passender Biochemie
Und was hat mich vor der Katastrophe bewahrt: Er konnte nicht wissen, dass meine Biochemie runterfährt, wenn sich herausstellt, dass ich mit meinem Partner keine tiefsinnigen Gespräche führen kann.
Der einzige Punkt der für ihn spricht und gesprochen hat, dass er viele Anweisungen von seinem „Kumpel“ bekommen hat, ich also davon ausgehe, dass er noch nicht lange in diesem Geschäft ist. Und wenn ich meiner Menschenkenntnis vertrauen soll, dann hat zumindest mehr Gefühl investiert, als gut war für ihn. Vielleicht rede ich mir das auch nur ein, aber es ändert am Ergebnis nichts.
