Liebe Karol, auch offtopic, ich hoffe, Indie verzeiht's.
Das ist eine schwierige Sache. Ich bin mir aber sicher, du schaffst das, deiner Tochter trotzdem auf den Weg zu helfen.
Meine Tochter kennt ihren Erzeuger nicht, das vereinfacht manches. Er hat sie mit 6 Monaten eine Woche gesehen und dann noch einmal als sie 1 1/2 war. Ob sie ihn da "gesehen" hat, wage ich zu bezweifeln, aber man weiß ja nie.
Ich habe damals Rat bei einer Psychologin gesucht, sie hat mir g esagt, das Wichtigste sei, die Wahrheit zu sagen, sobald das Kind anfängt, Fragen zu stellen.
Die ersten Jahre war ein Vater (na klar, Mäuschen ist noch klein) kein Thema, da auch ihre großen Geschwister keinen Vater in ihrer Nähe hatten. Rückhalt gab's in der Familie, die Vaterfigur hat der Großvater übernommen und als sie drei war, habe ich meinen jetzigen LEbensgefährten kennengelernt. Er ist ihr Ersatzvater. Sie weiß, dass er nicht ihr biologischer Vater ist. Sie hat vor ein paar Jahren (heute ist sie 11) mal gefragt, warum ihr erster Name so komisch ist (ich hatte eine Namensänderung betragt und sie hat mal die Urkunde dazu gesehen). Da habe ich ihr erklärt, dass ihr Vater und ich uns scheiden lassen haben, weil er nicht nach D kommen durfte und weil wir uns immer gestritten haben. Die Namensänderung hat sie viel mehr interessiert und sie sagte damals, sie sei froh, so zu heißen wie ich und ihre Geschwister und sie hätte ja einen Papa. Thema erstmal für ein paar Jahre erledigt. Wichtig war immer, dass sie einen Vater vorweisen konnte, im Gespräch mit ihren Freundinnen oder den Lehrern ist mein Lebensgefährte auch immer ihr Papa, auch wenn sie ihn nicht so anspricht, wenn sie über ihn redet, dann ja.
Vor einiger Zeit kam dann mal die Frage, ob ihr Vater nie nach D kommen dürfe. Da wird's schon ein bisschen schwieriger, die Gesetze zu erklären, ich hab's versucht, so gut ich kann. Intention von ihr war, dass sie nicht will, dass der jemals nach D kommen darf. Denn sie wurde schon recht früh mit Kindesmitnahme vertraut gemacht und das frische ich auch regelmäßig auf. Diese beiden Gelegenheiten waren bis jetzt die einzigen Fragen. Ich denke, da wird auch nicht mehr v iel kommen. Ihre Welt ist in Ordnung, wie sie ist (bis auf die Meckerei von Mama mal abgesehen
![Wink :wink:](./images/smilies/icon_wink.gif)
).
@Brighterstar
Wenn ich schreibe, ihr Erzeuger ist ein Soziopath, kriminell durch und durch, werde ich das meiner Tochter so wohl kaum erzählen. Aber sie wird die Wahrheit erfahren, dass ihr Vater hier jahrelang im Gefängnis gesessen hat, dass er Menschen betrogen und belogen hat und dass er Frauen zu Abzockzwecken und dergleichen mißbraucht hat. Ebenso wird sie erfahren, dass er ein Alkohol- und Drogenproblem hatte.
Ich habe meine Kinder immer weltnah und nicht weltfremd erzogen und sie wissen, dass Menschen Probleme haben können. Ich wüßte nicht, warum ich meiner Tochter diese Wahrheiten vorenthalten sollte. Da sie das Vaterbild durch meinen Lebensgefährten geprägt hat, halte ich die Wahrheit in diesem Fall nicht für schädlich.
Liebe Karol,
deine Tochter wird eine Vaterfigur vermissen, aber nicht unbedingt ihren leiblichen Vater. Sie wird die anderen Kinder sehen, die eben mit Mama und Papa kommen. MeinerTochter war auch immer wichtig, dass mein Freund mit zu diversen Veranstaltungen geht.
Vielleicht findest du in deiner Nähe jemanden, der diese männliche Funktion (nicht unbedingt als Vater), aber eben als Freund vertreten kann. Gibt es einen Großvater, der das z. B. übernehmen könnte?
Herauszufinden, ob Papa noch lebt, wird vielleicht nicht schwer sein, aber was empfiehlt die Psychologin dann? Kontaktaufnahme? Ist die von dir gewünscht? Hier muss man alle Bedürfnisse berücksichtigen, das wird ein Drahtseilakt. Aber vielleicht genügt es deiner Tochter auch, zu wissen, da wo die Nadel steckt, da wohnt mein Papa. ER ist nicht hier, weil meine Eltern sich nicht vertragen.
Vielleicht solltest du der Lehrerin mal erzählen, was Sache ist. Ich habe damals kein Blatt vor dem Mund genommen und die Wahrheit über meinen Ex im Kindergarten, in der Schule und auch in der Nachbarschaft und bei Freunden rausgelassen. Viele waren schockiert, aber letztlich hat sich das unterm Strich durchaus positiv ausgewirkt, auch für mein Kind.
Ich wünsche dir und auch allen anderen, die in einer ähnlichen Situation stecken, dass ihr das hinbekommt. Ich bin auf jeden Fall froh, dass die Trennung bei uns schon erfolgte, bevor er nach D kommen konnte. Das hat m. E. vieles vereinfacht.
LG
Canim